Warum bebt die Erde?

Auf Island stoßen die nordamerikanische und die eurasische Platte aneinander. Das hat zur Folge, dass die Region stark von Erdbeben betroffen ist.

Trägt man die Orte schwerer Erdbeben auf einer Weltkarte ein, die auch die Grenzen der Krustenplatten zeigt, so ergibt sich eine bemerkenswerte Übereinstimmung: Fast alle berüchtigten Erdbebenregionen liegen an den Berührungsstellen zwischen wandernden Platten. Eigentlich ist das gar nicht verwunderlich. Denn die Platten gleiten ja nicht reibungslos aneinander vorbei: Ihre Ränder haben Zacken und Vorsprünge, die sich ineinander verhaken. Während die Platten unaufhaltsam weiterdriften, bleiben die Ränder stehen und spannen sich wie eine Feder - bis sich die angestaute Kraft plötzlich entlädt. Dabei werden gewaltige Energien freigesetzt - die Erde bebt.

Die bekannteste Nahtstelle ist wohl die San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien. Hier treiben die Pazifische und die Nordamerikanische Platte mit einer Geschwindigkeit von 4 Zentimetern pro Jahr aneinander vorbei. Seit Menschengedenken hatte es hier regelmäßig kleinere Beben gegeben, für die Kalifornier gehörten sie zum Alltag. Aber 1906 entlud sich die aufgestaute Spannung in einem gewaltigen Ruck. Zäune, Tunnel, Rohrleitungen und Schienen, die die Spalte kreuzten, waren danach um mehr als 6 Meter gegeneinander versetzt. 1n San Francisco kamen fast 1 000 Menschen ums Leben, 28 000 Gebäude stürzten ein. Was das Beben nicht zerstört hatte, fiel dem danach ausbrechenden dreitägigen Großfeuer zum Opfer.

Die Bebentätigkeit des Erdballs wird heute mit einem dichten Netz von Seismographen überwacht, deren Messwerte per Satellit blitzschnell zu den drei Welt-Seismozentralen in Boulder im US-Bundesstaat Colorado, in Moskau und Straßburg gefunkt und dort mit Computerhilfe ausgewertet werden. Aus der Stärke des Ausschlags können die Erdbebenforscher die Intensität des Bebens berechnen. Sie wird heute meist in Punkten auf der Richter-Skala (nach dem amerikanischen Seismologen Charles E. Richter, 1900 bis 1985) angegeben. Ihre Werte liegen für ganz schwache Erschütterungen bei Null, das bisher stärkste gemessene Erdbeben lag bei etwa 9 Punkten, wobei jeder Punkt jeweils eine Verzehnfachung der Stärke des Bebens bedeutet.

Ein Erdbeben kann binnen Minuten eine Landschaft völlig verändern, es kann Flüsse in andere Betten zwingen, kann aus blühenden Städten rauchende Trümmerhaufen und aus wohlhabenden Provinzen Notstandsgebiete machen, und es kann mit einem Schlag Tausende von Menschen töten.

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