Was ist ein Pferdeflüsterer?
Pferdeflüsterer gewinnen das Vertrauen des Pferdes, indem sie mit ihrer Körperhaltung Sicherheit und Stärke vermitteln.
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Habt ihr schon mal den Begriff "Pferdeflüsterer" gehört? Isabell (8 Jahre) möchte wissen, was das ist.
Ein Pferdeflüsterer heißt nicht so, weil er mit Pferden flüstert oder redet. Im Gegenteil. Menschliche Sprache ist kein Bestandteil eines solchen Trainings. Als Pferdeflüsterer oder Pferdeflüsterin bezeichnet man Trainier und Trainerinnen, die besonders einfühlsam mit Pferden arbeiten indem sie ihnen durch ihre Körpersprache Sicherheit und Vertrauen vermitteln.
Der Ausgangspunkt dieser Arbeitsweise ist die Sprache der Pferde untereinander, die ohne Worte auskommt. Ein Pferdeflüsterer beobachtet Pferde genau und weiß wie sie untereinander kommunizieren. Das macht er sich für seine Arbeit zu nutze. Die Pferde sollen sich wohlfühlen und ohne Druck und Stress mit dem Menschen zusammenarbeiten wollen.
Besonders bei traumatisierten Pferden, die etwas Schlimmes erlebt haben, aber auch besonders ängstlichen und unsicheren Tiere, kann Pferdeflüsterei erfolgreich eingesetzt werden.
Join-Up-Methode
Als bekanntester Pferdeflüsterer gilt der Amerikaner Monty Roberts, der auf seiner Farm "Flag is Up Farms" im kalifornischen Santa Ynez Valley in einer völlig gewaltfreien Atmosphäre lehrt. Mit seiner einfühlsamen Art schafft er es in weniger als einer halben Stunde, dass ein wildes Pferd einen Sattel, ein Zaumzeug und schließlich sogar einen Reiter erstmals auf sich duldet.
Diese Methode, die er "Join-Up" nennt, macht sich den Fluchttrieb und den Herdeninstinkt des Pferdes zunutze. In einem eingezäunten Longierzirkel darf das Pferde zunächst seinem Fluchtinstinkt folgen und im Kreis rennen. Wenn es merkt, dass ihm kein Zwang angetan wird, wendet sich das Pferd nach einer gewissen Zeit von sich aus dem Pferdeflüsterer zu. Pferde sind von Natur aus Herdentier und möchten nicht allein sein, sondern sich jemandem anschließen. Durch seine Körpersprache lädt der Pferdeflüsterer das Pferd ein, zu ihm zu kommen. So beginnt eine sanfte Annäherung.
Von wilden Pferden lernen
Monty Roberts kann sich wohl deshalb so gut in verängstigte Lebewesen einfühlen, weil er als Kind selbst schlimmste körperliche Gewalt durch den eigenen Vater erfahren hat. Außerdem hasste Monty Roberts die gewalttätige Art, mit der sein Vater seine Pferde einritt und weigerte sich schon als Kind es ihm gleich zu tun. Stattdessen begann er wilde Mustangs zu beobachten und von Ihrem Verhalten zu lernen.
Studienfach Pferdekommunikation
Unzählige misshandelte, erkrankte oder stark verängstigte Tiere hat Monty Roberts mittlerweile mit seiner Methode erfolgreich behandelt. Pferdeflüsterer auf der ganzen Welt arbeiten nach seiner Methode.
Selbtsverständlich gibt es auch Pferdeflüsterinnen. Bekannteste Vertreterin in Deutschland ist Andrea Kutsch, die selbst einst bei Monty Roberts gelernt und später ihre eigene Methode entwickelt hat. An ihrer Akademie in Brandenburg unterrichtet sie seit 2006 wissenschaftlich basierte Pferdekommunikation (EBEC), die darauf abzielt, Konflikte und Stress zwischen Pferd und Mensch gar nicht erst entstehen zu lassen. Wer Abitur oder Mittlere Reife und eine abgeschlossene Ausbildung als Pferdewirt hat, kann sich bei ihr um einen Studienplatz bewerben.