Wie wird ein Mord aufgeklärt?
Bei der Aufklärung eines Mordes wird wie bei einem Puzzle ein Teilchen mit dem anderen zusammengesetzt.
In Fernsehkrimis geht es oft um die Aufklärung von Tötungsdelikten. Doch was der Fernsehkommissar meistens in eineinhalb Stunden aufdeckt, das ist in Wirklichkeit oft ein langer, aufreibender Prozess, der viel Geduld und das genaue Betrachten auch von Kleinigkeiten erfordert. Wie klären Polizisten einen Mordfall auf? Vanessa, 10 Jahre, möchte das wissen.
Zunächst ist der Tatort der Ausgangspunkt jeder Ermittlung. Hier kommt zunächst die Spurensicherung zum Einsatz. Nichts darf vorher verändert oder ohne Handschuhe angefasst werden. Der Tatort wird großräumig abgeriegelt. Alle möglichen Ausgänge, Plätze oder Fluchtwege werden untersucht - vielleicht hat sich der Täter ja in der Nähe versteckt.
Die Aufklärung eines Mordfalles wird der Mordkommission übergeben und der Leiter dieser Abteilung organisiert die Bearbeitung des Falls. Er informiert die Staatsanwaltschaft und eventuell auch die Presse.
Nicht immer muss nach dem Täter gesucht werden. Wenn er sich noch am Tatort befindet, wird er festgenommen. Durch die Spuren und Indizien wie Fingerabdrücke, Zeugenaussagen und die Befragung von Tatverdächtigen wird der Tathergang rekonstruiert. Erklärt der Täter die Tat und legt er ein Geständnis ab, so gibt die Polizei den Fall an die Staatsanwaltschaft ab.
Ist der Täter unbekannt, müssen die Ermittlungen umso schneller laufen, um ihn möglichst bald zu finden. Die Tatzeit ist vor allem dann wichtig, wenn der Täter verschwunden ist. So weiß die Polizei, welchen Vorsprung der Täter hat. Fingerabdrücke werden genommen und nach weiteren Beweisstücken gesucht. Alles wird genau in einem Tatortbericht festgehalten.
Hat ein Zeuge den Täter sicher gesehen und kann er ihn genau beschreiben, wird am Computer ein Phantombild angefertigt. Ist die Beschreibung genau, kann eine Fahndung eingeleitet werden.
Alle weiteren Maßnahmen werden gleichzeitig fortgesetzt: Während die Leiche in der Gerichtsmedizin untersucht wird, werden die Spuren im Kriminallabor analysiert, Zeugen befragt, ihre Aussagen verglichen und nach und nach wird ein Tathergang zusammengestellt. Chemiker, Physiker, Zahnmediziner, Biologen, Gentechniker und Computerexperten - alle arbeiten zusammen.
Die Kripo-Beamten müssen ein Täterprofil erstellen: Kannte der Täter das Opfer? Kannte er den Tatort? Hat er ihn bewusst gewählt? War er männlich oder weiblich? Steht die Tat im Zusammenhang mit anderen Taten? Handelt es sich um einen Wiederholungstäter? Auch vom Opfer wird ein Profil angelegt. Hatte es Feinde? Hatte der Tote Schwierigkeiten im Beruf oder privat, finanzieller oder persönlicher Art?
Alle diese Fakten werden zusammengetragen. Gab es Fingerabdrücke des Täters, so werden diese mit denen in der Polizeidatei verglichen. Daran lässt sich feststellen, ob es sich bei dem Gesuchten um einen schon bekannten Verbrecher handelt oder nicht.
Mit all diesen Informationen wird der Täterkreis immer stärker eingekreist. Am Ende werden alle Beweise zusammengeführt. Ein Täter kann durch eindeutige Beweise ermittelt werden. Vielleicht ist ein Verdächtiger aufgrund der Beweislage auch geständig. Sieht die Polizei den Fall als gelöst und hat sie einen Verdächtigen, der als Täter überführt werden konnte, so gibt sie den Fall an die Staatsanwaltschaft ab.
Wie lange die Auflösung eines Mordes dauert, hängt also - wie ihr oben lesen könnt - von unglaublich vielen Dingen ab. Sicher ist, dass die Polizei immer äußerst genau arbeiten muss, damit erstens keine Spuren übersehen oder vernichtet werden und zweitens nicht ein Unschuldiger plötzlich unter Mordverdacht steht. Deshalb müssen Kriminalpolizisten ihren Beruf auch ständig mit ungeheurer Sorgfalt und großem Verantwortungsbewusstsein ausführen. Sie dürfen sich nicht von falschen Fährten leiten lassen oder sich auf den falschen Tatverdächtigen fixieren. Sie müssen immer den Überblick bewahren.
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