Was war die größte Schiffskatastrophe und wie viele Menschen starben dabei?
Nele aus Bad Göggingen hat uns die Frage gestellt, was die größte Schiffskatastrophe aller Zeiten war und wie viele Menschen dabei starben. Sicher denken viele von euch, der Untergang der "Titanic" war die größte Schiffskatastrophe aller Zeiten. Das gilt aber nur für Friedenszeiten. Als die "Wilhelm Gustloff" während des Zweiten Weltkriegs 1945 sank, kamen sechsmal so viele Menschen ums Leben.
Die "Titanic" ist wohl die berühmteste Schiffskatastrophe aller Zeiten. Nicht zuletzt durch die bombastische Hollywoodverfilmung. Was Friedenszeiten betrifft, ist sie auch die größte. Weit mehr Opfer forderte jedoch ein Unglück während des Zweiten Weltkriegs: Beim Untergang der "Wilhelm Gustloff" am 30. Januar 1945 kamen sechsmal so viel Menschen ums Leben wie bei der Jungfernfahrt des Luxusdampfers 1912: 9.000 Menschen starben bei minus 18 Grad Außentemperatur und zwei Grad Wassertemperatur in den eisigen Fluten der Ostsee. Darunter 4.000 Kinder und Jugendliche.
Passiert ist diese Katastrophe kurz vor Ende des Krieges. Die "Wilhelm Gustloff", die kurz vor Kriegsausbruch ein beliebter Feriendampfer der Nazis war und später als Lazarettschiff eingesetzt wurde, diente seit Anfang 1945 neben vielen anderen Linern als Flüchtlingsschiff. Rund zwei Millionen Zivilisten und Soldaten, die vor der heranrückenden sowjetischen Armee auf der Flucht waren, wurden in diesen Tagen aus der Danziger Bucht (im heutigen Polen) über die Ostsee evakuiert.
Als die "Wilhelm Gustloff" am Nachmittag des 30. Januar in See stach befanden sich laut Passagierliste 6.050 Menschen an Bord. Heute weiß man jedoch, dass es über 10.000 Passagiere waren. Vor allem viele Frauen und Kinder.
Das Unglück passierte, als das Schiff noch am selben Abend gegen 21 Uhr von drei Torpedos getroffen wurde, die ein russisches U-Boot abgeschossen hatte. Da die "Wilhelm Gustloff" stark überladen war, neigte sie sich sofort nach steuerbord. Deshalb konnten auf dieser Seite keine Rettungsboote mehr ins Wasser gelassen werden. Auf der Backbordseite waren mehrere Boote in den Halterungen festgefroren, einige wurden zu früh ausgeklinkt und stürzten ins Wasser.
Viele Menschen sprangen deshalb in Panik einfach in die Ostsee oder begingen Selbstmord, um dem Tod im eisigen Wasser zu entfliehen.
Nach weniger als 50 Minuten war die "Wilhelm Gustloff" versunken und hatte 9.000 Menschen in den Tod gerissen. Nur 1.239 Personen wurden gerettet. Beim Untergang der "Titanic"starben vergleichsweise knapp 1.500 Passagiere.