Der Mittellandkanal - die längste künstliche Wasserstraße Deutschlands
Hier durchquert der Mittellandkanal auf Höhe von Magdeburg im Stadtteil Hohenwarthe Möser die Elbe.
Der Mittellandkanal ist rund 325 Kilometer lang und damit der längste künstliche Wasserweg Deutschlands. Er verbindet das Ruhrgebiet im Westen mit den Wasserstraßen um Berlin. Man kann sogar weiter bis nach Polen fahren. Auf seinem Weg liegen bedeutende Industriezentren wie Hannover, Braunschweig und Magdeburg. Darum hat der Kanal eine große wirtschaftliche Bedeutung. Über 22 Millionen Tonnen an Waren werden auf ihm Jahr für Jahr transportiert.
Nachdem am 1. April 1905 beschlossen wurde, den Kanal zu bauen, dauerte es zehn Jahre bis die ersten Schiffe zwischen Bergeshövede am Dortmund-Ems-Kanal und Minden fahren konnten. 1916 war der Abschnitt bis Hannover fertiggestellt. Während des ersten Weltkrieges kamen die Arbeiten zum Erliegen. 1928 war der Kanal mit einem Seitenarm bis Hildesheim vollendet, 1938 war der ganze Kanal bis Magdeburg fertiggestellt und wurde am 30. Oktober 1938 eröffnet.
Der letzte Abschnitt des Kanals, der schließlich in den Elbe-Havel-Kanal mündet, konnte erst nach der Wiedervereinigung gebaut werden - 2003 war der Mittellandkanal endlich in seiner ganzen Länge befahrbar. Der Mittellandkanal ist die einzige Ost-West-Wassertraße im Norden Deutschlands und mit seiner Länge von gut 325 Kilometern ist er auch der längste Kanal der Bundesrepublik.
Auf und nieder
Beim Bau eines Kanals gibt es viel zu beachten. Die Flüsse, die er verbindet, liegen oft verschieden hoch. Durch Schleusen und Pumpwerke müssen die Ingenieure einen Ausgleich schaffen, sonst fließt das Wasser des höher gelegenen Flusses einfach in den tiefer liegenden Fluss ab.
Der Mittellandkanal startet im Westen bei Bergeshövede bei einer Wasserhöhe von 50,30 Metern über NN (Normalnull, siehe Erklärung am Ende des Textes). Bei Minden überquert der Kanal das 13 Meter tieferliegende Wesertal mit einer Kanalbrücke. Die Schiffe können dort auch aus dem Kanal in den Fluss und umgekehrt wechseln.
Nach rund 180 Kilometern erreicht man bei Anderten (in der Nähe von Hannover) die erste von drei Schleusen. Dort wird der Wasserspiegel auf 65 Meter NN, also um rund 15 Meter angehoben. Der folgende Abschnitt ist 63 Kilometer lang und wird in der Fachsprache als "Scheitelhaltung" bezeichnet, weil dort das Wasser am höchsten steht.
Bei Wolfsburg (Schleuse Sülfeld) beginnt die Osthaltung auf 56 Meter NN, der Wasserspiegel wird also wieder um neun Meter abgesenkt. Die letzte Schleuse bei Hohenwarthe entlässt die Schiffe schließlich aus dem Mittellandkanal in den Elbe-Havel-Kanal, der auf einer Höhe von 37,45 Metern liegt.
Man kriegt den Kanal nicht voll...
Der Kanal verliert ständig Wasser durch Verdunstung, oder weil es im Boden versickert. Der Wasserverlust wird bei Minden durch große Pumpen ausgeglichen. Aus der Weser wird also ständig Wasser in den Kanal nachgepumpt. Würde man einfach so ständig Wasser aus der Weser pumpen, könnte die Tier- und Pflanzenwelt des Flusses gefährdet werden oder die Weser sogar ihren Lauf ändern. Um das zu vermeiden wurden extra neue Talsperren angelegt. 1914 wurde die Edertalsperre gebaut und 1923 die Diemeltalsperre.
Erklärung: Die Abkürzung NN steht für "Normalnull". Offizielle Höhen- oder Tiefenangaben erfolgen in "Meter über/unter Normalnull". Jedes Land hat sein eigenes Normalnull, das sich auf einen bestimmten Meeresspiegel bezieht. In Deutschland bezieht sich NN auf den mittleren Pegel von Amsterdam.