Rio de Janeiro: Die heimliche Hauptstadt Brasiliens
1565 wurde eine von Palisaden geschützte Siedlung am Zuckerhut gegründet. Heute ist es die schönste Millionenstadt Südamerikas: Rio de Janeiro wird von den Brasilianern liebevoll "Cidade maravilhosa" genannt - die "wundervolle Stadt". Auch ein besonders Heiligtum der Brasilianer steht hier: das Estadio do Maracanã, das größte Fußballstadion Brasiliens.
Kilometerlange Sandstände, kegelförmige Granitberge, malerische Buchten und bis ins Stadtzentrum wuchernde tropische Vegetation verleihen dem endlos scheinenden Häusermeer einen reizvollen Rahmen.
Wie Perlen reihen sich Rios Stadtviertel malerisch in eine atemberaubende Landschaft, so dass die Hochhäuser zwischen den Bergen gar nicht so riesig wirken. Durch die Straßenschluchten bewegen sich Tag für Tag acht Millionen Menschen und etwa eine Million Autos. Doch nicht einmal das Verkehrschaos nimmt dieser Stadt ihren Reiz. Die Namen der Stadtviertel haben vor allem für Touristen einen magischen Klang: Copacabana, Ipanema, Leme, Botafogo und Flamengo.
Fluss des Januar
Der Name Rio de Janeiro geht auf ein Missverständnis zurück: Am 1. Januar 1502 ging Amerigo Vespuccis portugiesische Expedition in der Bucht von Guanabara vor Anker.
Er hielt die Bucht für eine Flussmündung und nannte sie deshalb "Fluss des Januar". Der ursprüngliche Name der Bucht Guanabara bedeutet "Arm des Meeres" und stammt von den Tamoio-Indianern, die dort ihre Jagdgründe hatten.
Französischer Handelsposten
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten waren es allerdings die Franzosen, die sich in der Bucht niederließen und mit den Eingeborenen zu handeln begannen.
Der Handelsposten wurde jedoch nicht auf dem Festland errichtet, sondern auf der kleinen "Ilha de Villegaignon", eine Insel, die heute vor Rios Stadtflughafen liegt und über eine Brücke angefahren werden kann.
Der Name geht auf einen Ritter des Malteser-Ordens zurück, der eine französische Kolonie in Südamerika gründen wollte. 1555 brachte er die ersten 80 Siedler auf die Insel, es waren Hugenotten, die in ihrer Heimat verfolgt worden waren.
Weil Villegaignon auf strikte Gleichbehandlung von Indianern und Kolonisten achtete, gab es keine Konflikte. Nur die Portugiesen verfolgten misstrauisch die rasch wachsende Kolonie.
Stadtgründung der Portugiesen
1560 griffen die Portugiesen die französische Inselfestung an und vernichteten sie. Die Ländereien der Hugenotten blieben allerdings unangetastet, so dass der Handel mit Frankreich nicht zum Erliegen kam.
Am 1. März 1565 gründeten die Portugiesen unweit des Zuckerhuts die Siedlung Sao Sebastiao do Rio de Janeiro. Sie mussten sich ständig gegen Angriffe der Franzosen und der mit ihnen verbündeten Indianer behaupten. Erst als 1567 eine portugiesische Flotte zur Unterstützung eintraf, mussten die Franzosen endgültig der Übermacht weichen.
Hauptstadt Brasiliens und Portugals
Nur wenige Jahrzehnte später war Rio der wichtigste Handelshafen der portugiesischen Kolonie. Zunächst wurde vor allem Zucker nach Europa verschifft, später auch Gold aus dem direkten Hinterland. 1763 war Rio durch die Goldfunde so wichtig geworden, dass die Portugiesen die Stadt an Stelle von Salvador zur Hauptstadt Brasiliens machten.
1808 war Rio sogar die Hauptstadt Portugals. Damals floh der gesamte Hofstaat vor Napoleon nach Brasilien. Erst nach Napoleons Entmachtung und Verbannung stand Lissabon wieder im Zentrum des portugiesischen Reiches.
Rio blieb bis 1960 die Hauptstadt Brasiliens, dann ging diese Bedeutung an die künstlich auf dem Reißbrett entworfene Stadt Brasilia über, die heute noch brasilianische Hauptstadt ist.
Die Betonwüste im Innern des riesigen Landes begeistert allerdings nur Politiker und Beamte. Für die unzähligen Touristen, die jedes Jahr nach Brasilien kommen, ist Rio de Janeiro nach wie vor ein Anziehungspunkt und die heimliche Hauptstadt des Landes.
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