Sienna: Delfintherapie auf Curaçao
Sienna in Aktion mit ihrem Therapie-Delfin auf Curaçao. Foto: Familie Schaue-Vidacic
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Liebe Frau Schauer-Vidacic, erzählen Sie unseren Leserinnen und Lesern doch bitte ein bisschen von Ihrer Tochter Sienna!
Sienna Marilyn kam am 13. August 2005 gesund und munter im St. Marienkrankenhaus in Karlsruhe zur Welt. Sie war ein sehr liebes und braves Baby, gut entwickelt und ohne jegliche Anzeichen einer schweren Krankheit. Als sie knapp sieben Monate alt war, kam sie mit Blaulicht in die Kinderklinik Karlsruhe - Verdacht auf Meningitis ( Hirnhautentzündung). Dazu kam noch, dass Sienna im Krankenwagen fünf Hirnschläge erlitten hatte.
In der Klinik stellte sich heraus, dass sie unter einem bösartigen Hirntumor namens Ependymom WHO Grad III litt. Noch in derselben Nacht konnte in einer mehr als fünfstündigen Operation etwas mehr als die Hälfte des Tumors entfernt werden, zwei Wochen später der Rest. Es folgte die schlimmste Zeit unseres Lebens: Wir verbrachten fast ein ganzes Jahr lang nur in der Kinderklinik Karlsruhe, entweder auf der Intensivstation oder in der Kinderonkologie (Kinder-Krebsabteilung).
In dieser Zeit folgten noch etwa 15 weitere Operationen am Kopf, Chemotherapie, Magensonden-Operation usw.
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Wie hat Sienna die Eingriffe überstanden?
Sienna hat einen sehr großen Hirnschaden erlitten, hat auf der linken Seite so gut wie kein Gehirn mehr. Der Tumor lag im linken Stirngehirn, im Sprachgehirn und war etwa so groß wie ein Tischtennisball. Sienna war oft in einem ganz schlechten Zustand, so dass uns die Ärzte im August 2006 schon darauf vorbereitet haben, dass sie es eventuell nicht schaffen wird. Aber Sienna ist eine Löwin, auch als Sternzeichen, und genau so hat sie gekämpft. Obwohl Sienna leider mehrfach schwerstbehindert ist, Pflegegrad 5 hat, ist sie für die Ärzte in der Karlsruher Kinderklinik heute noch ein Wunderkind.
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Wie kamen Sie auf die Idee mit Sienna eine Delfintherapie zu machen? Haben Sie zuvor auch andere tiergestützte Therapien ausprobiert?
Als es Sienna ab April 2007 besser ging, durfte sie nach einer Familien-Reha im Schwarzwald im Alter von zwei Jahren in den Merlin Kindergarten in Bruchsal gehen, einen Förderkindergarten für körperbehinderte Kinder. Dort wurde sie sehr gut gefördert, bekam Logopädie (Sprecherziehung), Ergotherapie sowie auch Physiotherapie. Auch eine Hippotherapie (pferdegestützte Therapie) ermöglichten wir für Sienna, die sie bis heute jeden Samstag macht. Von einer delphinunterstützten Therapie hatten wir damals schon öfters gehört und machten uns übers Internet und über Dolphin Aid schlau. Die Kosten dafür sind leider sehr sehr hoch und deshalb starteten wir eine Spendenaktion in unserem Ort Karlsdorf und Umgebung. In der Zwischenzeit waren wir ja schon zu viert: Am 13. Januar 2009 kam Madison Luna auf die Welt, unsere Prinzessin Nummer 2.
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Wieso haben Sie sich ausgerechnet für die Delfintherapie auf der Karibikinsel Curaçao entschieden?
Das CDTC ist weltweit eines der besten Therapiezentren der Welt. Die Delfine leben im tiefen Meer, in einer sehr großen Bucht, dürfen auch mit den Trainern raus ins freie Meer. Die Delfine dort sind sehr glücklich, gesund und zufrieden, und freuen sich kranken Menschen und Kindern helfen zu dürfen. Dort arbeiten hochqualifizierte Therapeuten sowie Psychologen und Delphintrainer. Fast alle sprechen Deutsch, Englisch und Niederländisch. Auch für das Geschwisterprogramm ist gesorgt: Während der täglichen zweistündigen Therapie von Sienna wurde auch unsere Tochter Madison mit anderen Geschwisterkindern von Erzieherinnen betreut, so dass auch wir als Eltern an Workshops des CDTC teilnehmen konnten. Das Klima auf Curacao ist das ganze Jahr konstant zwischen 28 und 32 Grad und die Insel Curaçao wird meistens von Wirbelstürmen und Unwettern verschont. So ist es möglich zu jeder Jahreszeit dorthin zu fliegen.
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Wie hat Sienna reagiert als sie das erste Mal mit den Delfinen in Kontakt gekommen ist?
Sienna hatte von Anfang an ganz großen Respekt vor den Großen Tümmlern und wurde natürlich ganz vorsichtig mit Dee-Dee, ihrem damaligen ersten Therapie-Delfin, vertraut gemacht. Sie hat nie geweint, sondern war gleich ganz fröhlich mit Dee-Dee und fand es sehr lustig, wenn sie zusammen eine Wasserschlacht machen durften. Sie durfte mit Dee-Dee surfen, Ball spielen und die Stange halten, wenn Dee-Dee gesprungen ist. Aber am liebsten hat sie Dee-Dee geküsst - das fand sie toll oder, wenn Dee-Dee ihr einen Kuss mit seinem kalten Mund auf die Backe gegeben hat. Sienna ist ganz fasziniert von den Geräuschen der Delfine und was sie noch total super findet ist, wenn sie mit Ihrem Delfin im Wasser eine Runde tanzen oder schwimmen darf. Sienna ist immer mit ihrer Therapeutin im Wasser, nie alleine, sie wird auch immer festgehalten und darf ihre Hand auf den Delfin legen. Dieser schwimmt los und Sienna und ihre Therapeutin nebendran, mit der Hand auf dem Delphin. Das genießt Sienna so richtig und würde das am liebsten stundenlang machen.
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Wie läuft die Therapie ab?
Meistens sind wir schon ein paar Tage vor Therapiebeginn auf der Insel, damit sich Sienna auch gut an das Klima und die Menschen gewöhnen kann. Die Therapie läuft 14 Tage lang, immer montags bis freitags zur gleichen Uhrzeit. Sienna wird von Ihren Therapeuten abgeholt und es geht erstmal in den Therapieraum. Dort wird Physio-, Ergo- und Logopädie gemacht. Danach geht es raus ins Wasser, wo schon Siennas Therapie-Delphin und der Delphintrainer warten. Es werden zusammen mit den Therapeuten Übungen im Wasser gemacht und der Delphin unterstützt dabei. Zwischendurch gibt es noch einmal physiotherapeutische Übungen und anschließend eine weitere Einheit im Wasser. Dann geht’s zum Duschen und Sienna kommt ganz happy, aber auch müde wieder zu uns. Täglich bekommen wir einen kleinen Einblick was genau gemacht wurde und wie Sienna darauf reagiert hat.
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Dürfen Sie auch direkt bei der Therapie dabei sein?
Wir als Eltern dürfen täglich von weitem, an einer bestimmten Stelle bei Siennas Therapie zuschauen. Einmal in diesen 14 Tagen dürfen wir auch ganz leise etwas näher an das Dock ran, aber so, dass Sienna uns nicht sieht und hört und somit auch nicht abgelenkt wird. Auch Madison darf einmal bei der Therapie mithelfen. Das macht ihr immer sehr viel Spaß und Sienna freut sich sehr, wenn Madison dabei ist. Nach Abschluss der ersten Therapiewoche findet das Familienschwimmen statt: Madison und wir als Eltern dürfen Siennas Therapie-Delphin kennenlernen, mit ihm schwimmen, ihn küssen und auch ein paar schöne Fotos mit ihm machen.
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Welche Delfine haben Sienna bei der Therapie bisher unterstützt?
Sienna hatte bisher drei unterschiedliche Therapie-Delfine. Bei der ersten Therapie im Februar 2013 war es Dee-Dee, im Januar 2014 war es Bonnie und die letzten zwei Male war es Chabelita. Sienna liebte alle drei von Herzen und oft erwähnt sie die Delfine, wenn sie uns küssen möchte. Sie sagt dann, dass es ein Dee-Dee-Kuss war oder ein Bonnie-Kuss oder Chabi… so die Abkürzung von Sienna für Chabelita.
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Wie viele Therapien hat Sienna bis heute gemacht und was hat sich seitdem positiv verändert?
Sienna hat bis heute vier delfinunterstützte Therapien mitgemacht und jedes Mal gab es ganz tolle Fortschritte. Schon allein die tägliche Wassertherapie hat bei Sienna dazu beigetragen, dass sie eine viel bessere Rumpf- und Körperhaltung bekommen hat, den Kopf viel besser kontrollieren kann, sich mittlerweile auch alleine auf den Bauch rollt und auch viel besser sitzen und mit Hilfe auch stehen kann. Auch Siennas Wahrnehmung hat sich ganz großartig verbessert. Sienna beobachtet alles und kommentiert es auch zugleich. Es ist absolut erstaunlich, wieviel Sienna mittlerweile sprechen kann. Sie kann so gut wie alles nachsprechen, natürlich manchmal nicht so ganz deutlich, aber mit viel Übung und Logopädie in Siennas Schule, der Schloss-Schule in Ilvesheim, klappt es sehr gut.
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Zur Delfintherapie gibt es auch kritische Stimmen. Einige Forscher behaupten, die positiven Ergebnisse der Delfintherapie können wissenschaftlich nicht belegt werden. Was sagen Sie dazu?
Das mag richtig sein, dass es wissenschaftlich nicht belegt ist. Wir können nur von unseren Erfahrungen sprechen: Sienna konnte vor der ersten Therapie nur ein paar Wörter und ein paar Buchstaben sprechen: Mama, Papa, Oma, Opa… . Zu Madison sagte sie : Mmm… mehr nicht…. Schon nach ein paar Tagen Intensiv-Therapie konnte sie plötzlich zu Madison „ Madi „ sagen. Mittlerweile kann Sienna Sätze mit 3-4 Wörtern sprechen: „Ich möchte kuscheln“, oder „Mama, essen geben bitte“… oder „Ich bin glücklich“ oder „Hab Dich lieb Papa“… .
Es ist unglaublich, was diese wunderbaren Delfine mit Sienna gemacht haben. Jedes Mal nach unserer Rückkehr aus Curaçao haben wir von Siennas Schule, von Ihren Therapeuten und sogar von Siennas Schulärztin immer wieder positives Feedback bekommen. Auch noch Wochen später macht sie weiter Fortschritte. Und diese Fortschritte bleiben natürlich auch, und durch die weitere Förderung hier zu Hause, geht es immer etwas bergauf. Wir würden nie mit zwei Kindern eine so eine lange und stressige Reise auf uns nehmen, die auch noch sehr sehr teuer ist, wenn wir nicht wüssten, dass es ganz viele positive Ergebnisse bringen wird.
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Die meisten Kinder, die das hier lesen, hatten noch nie Kontakt zu einem Delfin. Was würden Sie sagen, ist das besondere an diesen Tieren?
Das Besondere an diesen Tieren ist die Liebe zu den Menschen. Delfine sind sehr verspielt und freuen sich sehr, wenn sie ganz viel Aufmerksamkeit bekommen. Ganz besonders freuen sie sich, wenn Sie nach den erfolgreichen Therapieeinheiten, auch mit einem „ Leckerlie „ belohnt werden. Nach jeder Therapieeinheit hat der Delfin erstmal Freizeit, kann im Meer mit seinen Freunden spielen, schwimmen und springen. Es ist auch sehr wichtig, dass die Therapie-Delfine nur ein paar Stunden am Tag die Therapie unterstützen und den Rest der Zeit „Freizeit“ haben. Was auch noch ganz wichtig ist: Alle Therapie-Delfine werden wöchentlich von Ärzten vor Ort überwacht und untersucht. Geht es einem Delfin mal nicht so gut, ist natürlich von der Therapie befreit bis er wieder fit ist.
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Liebe Frau Schauer-Vidacic, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und senden auch liebe Grüße an Sienna!
Und wie ging es für die Familie weiter?
Sienna konnte im April 2019 erneut zu den Delfinen nach Curaçao fliegen. Inzwischen ist sogar ein Buch erschienen: Sienna und die Delfine von Curaçao.