Sind Raben wirklich so schlau?
Raben gehören zu den klügsten Vögeln. Speziell Kolkraben gelten wegen ihrer verspielten Art als besonders schlau. Doch warum sind diese Vögel intelligenter als andere? Das möchte auch Sarah, 12 Jahre wissen.
Raben haben sich in Intelligenztests ähnlich schlau gezeigt wie Menschenaffen.Quelle: © Edwin Butter, Shutterstock.
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In Intelligenztests zeigen Raben immer wieder wie schlau sie sind. Dabei stellen sie sich oft ähnlich geschickt an wie Menschenaffen. Sie können zwar nicht Vorgänge so ausgeklügelt planen wie Menschen, sind aber doch in der Lage Werkzeuge zu benutzen, einfache Zusammenhänge zu erkennen und auf gelernten Erfahrungsschatz zurückzugreifen.
Flexibel und clever
Forscher glauben, dass Raben deshalb so clever sind, weil sie bei der Nahrung flexibel sein und sich deshalb immer wieder auf neue Situationen einstellen müssen. Da wäre es tödlich, wenn sie immer an den gleichen Verhaltensmustern festkleben würden. Außerdem leben sie – wie wir - in sozialen Gefügen. Das heißt: Sie müssen manchmal Neider oder Konkurrenten ausschalten und mutiger oder klüger sein als andere. Sie täuschen und tricksen, spionieren sich gegenseitig aus und legen auch mal ein „Scheinversteck“ an, um Nebenbuhler in die Irre zu führen. Aber nicht nur das. Bei Raben ist auch Teamwork gefragt. Gerade, wenn es darum geht, an Nahrung zu kommen, arbeiten sie gerne in Gruppen zusammen.
Überleben sichern
Die Klugheit der Raben hat eigentlich nur einen Lebenszweck – wie meistens in der Tierwelt: Sich durchzusetzen und damit den Erhalt der Art zu sichern. Einige Beispiele sollen zeigen, wie schlau sich Raben anstellen, wenn es darum geht, Beute zu machen. In einem Laborversuch in Oxford mussten mehrere Krähen – die ebenfalls zu den Rabenvögeln gehören, drei Werkzeuge in einer speziellen Reihenfolge benutzen, wenn sie an Futter gelangen wollten. Kein Problem für die Raben! Verblüffend war dabei besonders die Leistung einer einzelnen Krähe, die einen Futterbehälter mit Hilfe eines Drahtes aus einer Röhre ziehen sollte. Zur Wahl standen mehrere Metalldrähte. Weil ihr der einzig passende Draht von einem Konkurrenten weggeschnappt worden war, bog sich die Krähe den Draht kurzerhand selbst passend zurecht. Ganz schön clever!
Der Auto-Trick
Doch nicht immer strengen sich Raben selbst so sehr an, wenn sie an Futter gelangen wollen. Manchmal lassen sie auch andere für sich arbeiten. Autos zum Beispiel. Immer wieder wurde beobachtet, dass Raben in der japanischen Stadt Tokio gezielt Nüsse vor fahrende Autos werfen, um diese knacken zu lassen. Besonders gewieft: Um sich den leckeren Snack abzuholen, nutzen sie die Ampelphasen und spazieren erst los, wenn die Fußgängerampel grün zeigt oder benutzen gleich den sicheren Zebrastreifen.
Ganz klar: Die Raben haben hier durch Beobachtung gelernt, dass Autoreifen Nüsse knacken können und, dass Fußgänger bei der grünen und nicht bei der roten Ampel gehen. Das setzt eindeutig eine gewisse Intelligenz der Vögel voraus.