Knut Rasmussen: Polarforscher aus Grönland
Knut Rasmussen, selbst halb Däne, halb Grönländer, ging es darum, die Kulturen der Inuit besser kennenzulernen.© pd
Grönland ist mit über zwei Millionen Quadratmetern rund sechs Mal so groß wie Deutschland und damit die größte Insel der Erde. Sie erstreckt sich teilweise nördlich des nördlichen Polarkreises zwischen dem Atlantik und dem Nordpolarmeer. Weniger als ein Fünftel der Insel ist eisfrei, der ganze Rest ist von einer bis zu 3400 Meter dicken Eisschicht bedeckt.
Inuit: Völker aus dem hohen Norden
Die ursprüngliche Bevölkerung Grönlands sind die Inuit, ein Volksstamm der Eskimos. Mit "Eskimo" bezeichnete man früher die Gesamtheit der arktischen Völker im Nordpolargebiet, also in Alaska, Grönland sowie in Teilen Kanadas und Sibiriens. Insgesamt gibt es heute wohl rund 160.000 Eskimos.
Obwohl sich manche Gruppen der Arktisbewohner dafür einsetzen, dass der alte Begriff Eskimos mit dem politisch korrekteren Wort Inuit ersetzt wird, wehren sich andere Völker dagegen, weil in ihren Sprachen das Wort Inuit, das übersetzt Mensch bedeutet, gar nicht vorkommt. Bislang bezeichnet man mit Inuit also nur einen Teil der arktischen Ureinwohner, nämlich diejenigen, die in Zentral- und Nordostkanada sowie auf Grönland leben.
Zuhause in zwei Kulturen - Knud Rasmussen
Am 7. Juni 1879 wurde Knud Rasmussen in Ilulissat, der drittgrößten Stadt Grönlands geboren, die sich am Westufer der Insel befindet. Sein Vater war Pfarrer und stammte aus Dänemark während seine Mutter Grönländerin war, also zum Volk der Inuit gehörte. So war Rasmussen mit beiden Kulturen vertraut und sprach sowohl dänisch als auch grönländisch. Er studierte Ethnologie, also Völkerkunde, in Dänemark und wurde Journalist. Als Korrespondent arbeitete er für verschiedene Zeitungen und reiste dazu nach Island, Lappland und Grönland.
Rasmussen in Thule
Seine erste Expedition führte Rasmussen 1903 zu den Polar-Inuit in die nordgrönländische Stadt Thule, die bis dahin isoliert von der restlichen Bevölkerung Grönlands gelebt hatten. Rasmussen verbrachte mehrere Monate bei den Menschen in Thule und informierte sich genau über ihre Lebensart, ihren Glauben sowie ihre Mythen und Geschichten.
Kultur bewahren
Zurück in Dänemark berichtete Rasmussen über das Leben der Thule-Inuit. Ihm war es wichtig, dass die Menschen aus Thule ihre Kultur nicht zugunsten der modernen Welt aufgaben, aber gleichzeitig mit Dingen des täglichen Bedarfs versorgt werden konnten. Damit die Kontaktaufnahme der Thule-Inuits zu ihrer Umgebung so harmonisch wie möglich verlaufen konnte, richtete Rasmussen dort 1910 einen Handels-, Forschung- und Missionsstützpunkt ein.
Die Gewinne, die er damit erzielte, nutzte er für seine weiteren Expeditionen sowie für den Aufbau eines Krankenhauses in der Stadt. Die meisten seiner weiteren Forschungsreisen startete er von Thule aus.
Zusammenhalt der Ureinwohner
Zwischen 1912 und 1933 unternahm er insgesamt sieben Expeditionen nach Nordgrönland sowie in die arktischen Gebiete Kanadas und Alaskas. Neben der Vermessung der Arktis ging es ihm in erster Linie darum, die Kultur der Eskimos immer besser kennenzulernen.
Außerdem wollte er alle Eskimo-Völker in den verschiedenen Erdteilen besuchen, also in Amerika (Alaska, Kanada) ebenso wie in Russland (Sibirien) und Grönland.
Dies gelang ihm auch und er konnte dadurch herausfinden, dass sich die Lebensweisen und Sprachen der Inuit sehr ähnlich sind. Sein Traum war es, dafür zu sorgen, dass die Inuit aus den verschiedenen Ländern mehr voneinander wissen und besser zusammenhalten, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten.
Gesamtkonferenz aller Inuit
Tatsächlich schlossen sie sich später in der Gesamtkonferenz aller Inuit (Inuit Circumpolar Conference, ICC) zusammen, die sich heute für den Erhalt ihrer Kultur und die Durchsetzung ihrer Rechte genauso einsetzt wie für den Kampf gegen den Klimawandel und die Rechte aller indigenen Völker (Ureinwohner) weltweit.
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