Die Wunderstute Halla: Ein einfühlsames Springpferd

Nur mutige und zugleich einfühlsame Pferde und Reiter können im Springsport erfolgreich sein, denn diese Disziplin klappt nur im Team. Quelle: ©sainthorant daniel, Shutterstock

Halla gilt bis heute als Wunderstute und als Ikone des deutschen Reitsports. Wie sie bei den Olympischen Sommerspielen 1956 in Stockholm zum Star wurde und warum ihr Reiter Hans Günther damit nur am Rande zu tun hatte? Das möchten wir dir hier erzählen.

Die 1945 geborene Hessenstute Halla war auf Umwegen im Springsport gelandet. Zunächst war sie als Rennpferd ausgebildet worden und dann – nachdem man ihre enorme Springkraft entdeckt hatte – im Military (heute: Vielseitigkeit) gelandet. Halla galt als schwieriges Pferd, fand aber 1951 mit Hans Günther Winkler „ihren“ Reiter.  Insgesamt sollten beide in ihrer Karriere 128 gemeinsame Springen gewinnen.

Bei den Olympischen Spielen in Stockholm trat Winkler mit Halla am 17. Juni 1956 im Springreiten an. Beide hatten bereits 1954 und 1955 die Weltmeisterschaft gewonnen, insofern gehörte das Team zu den Favoriten. Im 1. Umlauf läuft Halla die ersten zwölf Hindernisse fehlerfrei. Beim 13. Sprung passiert das Unglück: Winkler reißt sich einen Muskel in der Leiste und bleibt nur mit Mühe im Sattel, Halla reißt das letzte Hindernis.

Glück im Unglück

Doch auch kein anderer Reiter absolviert den 1. Umlauf fehlerfrei. Nachdem alle Reiter durch sind, hat er im Einzel und die deutsche Mannschaft insgesamt Chancen auf eine Medaille. Sowohl Winkler als auch die Mannschaft könnten Gold gewinnen. Obwohl Winkler eigentlich aufgeben müsste, wird er mit Medikamenten und Kaffee fitgemacht und entschließt sich zu reiten. Ansonsten bestünde die Gefahr bestünde, dass die Wertung für seine Mannschaft komplett gestrichen würde.

Der 2. Umlauf

Im 2. Umlauf ist Halla mehr oder weniger auf sich alleine gestellt. Winkler ist bewegungsunfähig vor Schmerzen und kann eigentlich keine reiterlichen Hilfen geben. Die sensible Stute wirkt höchst konzentriert, geht ein angemessenes Tempo und nimmt scheinbar vorsichtig die Hindernisse.

Dann, das Unfassbare: Hans Günter Winkler und Halla erreichen nach einem 0-Fehler Ritt das Ziel und sie bleiben die einzigen, die den zweiten Parcours fehlerfrei bewältigen! Das bedeutet die Einzel-Goldmedaille für Hans Günter Winkler und natürlich für Halla. Und Gold für die Mannschaft!

Halla war ein echter Star!

Ab diesem Zeitpunkt war Halla ein echter Star! Sie erhielt sogar Fanpost und Zuckerstücke auf das Gestüt Warendorf geschickt, wo sie lebte. Nach den Olympischen Spielen 1960, wo sie mit der Mannschaft nochmals Gold gewann, wurde Halla aus dem Reitsport verabschiedet und ging in die Zucht. Sie bekam acht Fohlen, das erste mit 16 Jahren! Am 19. Mai 1979 starb Halla im hohen Pferdealter von 34 Jahren. Aber noch immer ist sie wohl eines der berühmtesten Pferde des Reitsports.

Die so genannte Wunderstute wurde auch mit einer lebensgroßen Bronzeskulptur geehrt, die in Warendorf, dem Sitz der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und Olympiastützpunkt, steht. Außerdem darf kein weiteres Turnierpferd den Namen "Halla" tragen.