Warum fangen Katzen Mäuse?
Die Vorliebe, Mäuse zu fangen, führte einst dazu, dass die Menschen genannen, Katzen als Haustiere zu halten.
Selbst bei einer Katze, die ihr Leben lang keine echte Maus zu Gesicht bekommen hat, kann man es beobachten: Sie schleicht sich heimlich an die in der Ecke liegende Spielmaus heran, lauert kurz in angespannter Haltung, springt ab und packt zu. Stolz trägt die sonst so sanfte Mieze die erlegte Beute herum, legt sich mit ihr hin und leckt sie, schleudert sie weg und rennt ihr wieder hinterher.
Angeboren oder erlernt?
Häufig wird die Frage diskutiert, ob der Instinkt zu diesen Handlungen angeboren oder erlernt ist. Sicherlich ist beides zum Teil richtig. So haben Verhaltensforscher herausgefunden, dass Katzen, die ohne Mutter und Kontakt zu anderen Reizen aufgewachsen sind, alle Verhaltensweisen einer normal sozialisierten Katze besitzen. Sie fühlen mit etwa drei Wochen vorsichtig nach Beute, zeigen wenig später Lauern, Haschen, Schleichen, Schleichlaufen und den Beutesprung in rascher Entwicklung bis etwa zur sechsten Lebenswoche.
Nur eines fehlt ihnen: der Tötungsbiss. Er bedarf eines besonderen Auslösers, den scheinbar nicht die Beute, sondern eine andere Katze geben muss. Erst die Konkurrenz zum "Beuteneider" scheint die starke Erregung zu liefern, die eine Katze für den echten "Tötungsbiss" benötigt. Erhält eine Katze aber bis zur 20. Lebenswoche diesen Auslöser nicht, wird sie entweder nie töten oder das Verhalten nur mühsam erlernen.
Katz-und-Maus-Spiel
Unsere Hauskatzen wachsen allerdings selten unter solchen Umständen auf. Sie beherrschen das "Katz-und-Maus-Spiel" bis zur Vollendung, haben aber kaum die Möglichkeit, ihren Instinkten nachzukommen. Dann müssen sie ihre angestaute Jagdlust an einem anderen Objekt abreagieren. Die Spielmaus, der Ball oder die Federangel müssen für das so genannte "Stauungsspiel" herhalten. Mit vollem Überschwang werfen sie dabei den Gegenstand in die Höhe, jagen ihm hinterher, fangen ihn und werfen ihn wieder weg. Oder er wird zunächst vorsichtig, später immer heftiger zwischen den Tatzen hin- und hergeschleudert.
Spiel mit lebender Beute
Dieses "Haschespiel" kann man auch nach dem Erfolg einer echten Jagd beobachten. Der grausam erscheinende Umgang mit der Beute dient dazu, den so lange nicht mehr stattgefundenen Jagderfolg zu verzögern. Der lange "Spielprozess" dient einzig der Abreaktion, der "Lust an der Jagd". Der finale Biss würde den Erfolg beenden. Nimmt man der Katze nun die lebende Beute ab, reagiert sie ihre Instinkte an einem Ersatzobjekt ab. Eine Spielmaus oder ein Ball eignen sich hierfür hervorragend.
Auch erfahrene Jägerinnen spielen
Aber auch bei Katzen, die öfter eine Maus erhaschen können, ist das Spiel zu beobachten. Sie müssten genug Beute bekommen, um ihren Jagdtrieb voll ausleben zu können. Warum also "quälen" sie die Maus oder den Vogel trotzdem? In der Verhaltensforschung erklärt man sich diesen Sachverhalt durch zwei unterschiedliche Motive.
Zum einen sieht man darin eine Überreaktion vor potentieller Gefahr. Ratten können einer Katze durchaus Schaden zufügen. Um diese Gefahr zu umgehen, wird die Ratte zunächst durch Hin- und Herschleudern betäubt. Erst wenn die Katze sich vor den scharfen Zähnen der Ratte sicher wähnt, folgt der Tötungsbiss. Kann eine etwas unerfahrene Jägerin die Gefahr nicht abschätzen, handelt sie genauso, wie nach dem Fang einer Ratte. Die heftigen Tatzenhiebe lassen dann die kleine Maus weit durch die Luft schleudern. Es entsteht der Eindruck eines Spiels.
Zum anderen sind Forscher der Meinung, dass der Hang mit der Beute zu spielen bei weiblichen Katzen von ihrer Mutterrolle bestimmt wird. Sie wollen instinktiv ihren Jungen das Töten beibringen, wozu die Beute lebendig bleiben muss.
Das Geschenk
Auch kastrierte Katzen folgen diesem Drang, ihren "Jungtieren" etwas beizubringen. Mangelt es an solchen, wird der Mensch zum "Ersatzbaby", dem das Töten beigebracht werden muss. Deshalb bringt deine Freigängerin die entweder bereits erlegte Maus oder ein noch lebendes Objekt. Ist die Maus schon tot, hat deine Katze wenig Vertrauen in deine Jagdtechnik. Fein säuberlich an den richtigen Platz gelegt, lockt die Katze dann den Menschen mit den selben Lockrufen, wie sie es bei ihren Jungen machen würde. Dieser hormonal gesteuerte Vorgang ist kein "Liebesbeweis", wie viele oft irrtümlich meinen. Dennoch sollte man der Beute Beachtung schenken, damit die Katze merkt, dass du bereit bist, dazu zu lernen. Ansonsten droht dir und deiner Familie die Gefahr einer Flut von Trophäen, damit ihr eure Jagdtechnik verfeinern könnt.