Die Kakerlake: Nimmersatt auf sechs Beinen
Kakerlaken rufen bei den meisten Menschen Ekel hervor. Dabei sind die sechsbeinigen Krabbeltiere clevere Überlebenskünstler.
Quelle: © Barnaby Chambers, Shutterstock.
Schon mal eine Kakerlake getroffen? In südlichen Ländern sind die flotten Sechsbeiner häufig anzutreffen, aber auch bei uns kommen sie vor. Wir Menschen ekeln uns vor Schaben - meist Kakerlaken genannt. Dabei bevölkerten die cleveren Krabbeltierchen die Erde schon viel früher als wir, vor vielen Millionen Jahren.
Schaben-Steckbrief
Vieles, was krabbelt, nennen wir Käfer. So auch die Schaben. Diese bilden aber, wie die Käfer, eine eigenständige Ordnung mit ganz speziellen unverkennbaren Körpermerkmalen. Schaben sind abgeflachte Insekten mit langen Fühlern (meist länger als der Körper) und sechs flinken Laufbeinen. Ihre ledrigen Deckflügel liegen dicht am Körper an und überlappen in der Körpermitte. Häufig sind die häutigen Hinterflügel zurückgebildet. Was nicht weiter schlimm ist, denn die bodenbewohnenden Tiere sind - ob mit oder ohne Flügel - äußerst flugfaul!
Schaben-Vielfalt
Insgesamt gibt es etwa 3500 Schabenarten auf der Erde - vor allem in den wärmeren Bereichen. In Mitteleuropa leben nur 16 Arten, von denen die Mehrzahl ein friedliches und unauffälliges Dasein in zerfallenem Laub führt. Drei Schabenarten sorgen jedoch für Aufsehen in deutschen Haushalten, da sie auf menschliche Nahrungsquellen angewiesen sind: die Küchenschabe, die Amerikanische und die Deutsche Schabe.
Lebensraum
Die drei schwarzen Schafe unter den Schaben waren ursprünglich Bewohner wärmerer Zonen. Der Mensch hat sie aber mit dem Welthandel über die ganze Erde verschleppt und so zu Kosmopoliten gemacht. In ihren ursprünglichen Gebieten leben sie ähnlich unseren heimischen Waldschaben - auf dem Waldboden unter Laub und Steinen. In unseren Breiten sind sie jedoch überwiegend in Gebäuden anzutreffen. Bäckereien, Restaurants, Großküchen, Gewächshäuser aber auch der heimische Herd stehen ganz oben auf der Schaben-Liste. Nur hier finden sie neben einem oftmals paradiesisch anmutenden Nahrungsangebot auch Wohlfühltemperaturen zwischen 25°C und 29°C. In freier Natur sind sie nicht überlebensfähig.
Wesen der Nacht
Da die kleinen Plagegeister dämmerungs- oder nachtaktiv sind, weiß unsereins oft gar nichts von ihrer Existenz. Erst wenn auch tagsüber die eine oder andere Schaben-Nase zu sehen ist, werden wir auf sie aufmerksam. Dies weist jedoch meist auf einen starken Befall hin, denn keine Kakerlake geht freiwillig bei Tageslicht spazieren, es sei denn, alle Schlafplätze sind belegt. Aufgrund ihrer abgeflachten Körperform passen sie in nahezu jede Spalte. Sie fühlen sich sogar am wohlsten, wenn sie zu allen Seiten mit ihrem Versteck in Berührung stehen.
Allesfresser
Schaben sind Allesfresser wie der Mensch. Die Kakerlake frisst jeden Essenskrümel bis hin zu Tapete, der Plastikisolierung von Stromleitungen und manchmal auch kranke oder alte Artgenossen. In schlechten Zeiten kann sie sogar monatelang hungern. Auf ihrer Suche nach Leckerbissen durchstreift die Kakerlake jeden Winkel der Wohnung, unter anderem auch den Müll. Erst jetzt wird sie zu einem gefährlichen Krankheitsüberträger. Aus diesem Grund werden sie sofort bekämpft, sobald sie irgendwo auftauchen.
Nachwuchs
Die Weibchen legen ihre Eier nicht einzeln, sondern zu mehreren in einer Eikapsel ab. Darin haben je nach Art 16-38 Eier Platz. Da die Kapsel aus Chitin besteht - dem gleichen Material wie der harte Insektenpanzer - sind die Eier bestens geschützt. Ihre Bekämpfung wird dadurch aber erschwert.
Balancekünstler
Küchenschabe und Co. sind zwar flugfaul, dafür aber schnell und wendig. Mit bis zu 5 Kilometern in der Stunde saust die Amerikanische Schabe dahin. Fangversuche scheitern oft kläglich. Auch bringt die Kakerlaken so leicht nichts aus dem Gleichgewicht. Selbst kleine Raketentreibsätze, die den Insekten entgegen der Längsrichtung auf den Rücken geklebt und im vollen Schabengalopp gezündet wurden, brachten die Balance-Künstler nicht aus dem Tritt. Ihre optimale Straßenlage hat bereits das Interesse von Roboterforschern geweckt. Wer weiß, der Laufroboter von morgen hat vielleicht Kakerlaken-Format.
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