Ganz schön clever: Hunde können Blicke deuten
Hunde beoachten uns genauer als wir glauben. Oft ändern sie zum Beispiel ihr Verhalten, wenn sie glauben unbeobachtet zu sein.
Der Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ gilt auch für den Hund. Seine Erziehung beginnt daher bereits in der Kinderstube. Dabei kommt es ihm zugute, dass er viel durch Beobachten lernt und Dinge aus dem Gesicht seines Frauchens oder Herrchens „herauslesen“ kann.
Zunächst muss ein junger Hund lernen, sein Lager sauber zu halten und sein Geschäft im Freien zu verrichten. Später wird von ihm erwartet, an der Leine zu laufen, sofort auf Zuruf zu kommen, geduldig vor einem Geschäft zu warten, keinem vorbeifahrendem Radfahrer nachzujagen und auch nicht den Briefträger an den Hosenbeinen zu packen. Natürlich darf das Spiel nicht zu kurz kommen. Hier merkt der vierbeinige Freund gar nicht, dass er erzogen wird.
Welche wichtige Rolle der Mensch für den Hund spielt, ist inzwischen umfassend erforscht worden. Im britischen Wissenschaftsmagazin «New Scientist» (Nr. 2269, S. 20) wurden folgende Erkenntnisse über Hunde veröffentlicht:
Das Futter-Experiment
Ein Leipziger Forscherteam um Prof. Michael Tomasello beobachtete fünf Monate lang in täglich vier Versuchen, inwieweit die Anwesenheit eines Menschen das Verhalten von Hunden beeinflusst. Im ersten Experiment legten sie den Tieren Futter auf den Boden und verboten ihnen davon zu fressen. So lange die Personen im Raum waren, rührten die Hunde das Fressen nicht an. Sobald der Forscher den Raum jedoch verließ, stürzten sie sich auf das Futter.
Im zweiten Experiment gingen die Wissenschaftler noch weiter ins Detail: Sie entwarfen verschiedene Situationen, in denen der Beobachter den Hund direkt fixiert, mit einem Computerspiel beschäftigt ist, dem Hund den Rücken zudreht oder die Augen geschlossen hält. Ergebnis: Hunde, die das Fressverbot umgingen, machten ihre Handlungsstrategien von den Umständen abhängig. Unter direkter Beobachtung schlichen sich die Hunde in 75 Prozent der Fälle, in denen sie etwas fraßen, in einem weiten Bogen an das Futter heran. War der Beobachter abgelenkt, tauchte diese Verhaltensweise nur noch zu 24 Prozent auf.
Lernen aus Erfahrung
Call schließt daraus, dass Hunde herausfinden können, was der Blick des Menschen erfasst und was nicht. Im Gegensatz zur Annahme, das Verhalten von Hunden beruhe auf erlernten Prozessen und Instinkten könnten sie jedoch aus Erfahrungen lernen und Lösungen für neu auftretende Probleme finden. Ob und welche Art von Intelligenz ein Hund besitzt, haben die Wissenschaftler noch wenig erforscht.
Call hält es auch für möglich, dass Hunde die menschliche Sprache verstehen, bewiesen und gesichert sei das aber ebenfalls noch nicht. Hier erfährst du mehr über Lernexperimente mit Hunden des Wissenschaftlers Igor Pawlow.