Störche werden flügge
Juli ist die Zeit des Jahres, in der die Jungstörche flügge werden. Einige von ihnen kann man per Live-Cam sogar im Internet beobachten.
In vielen Regionen Deutschlands leben immer mehr Störche - rund 10.000 Brutpaare gibt es aktuell. Während Störche noch vor einigen Jahren bevorzugt in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu Hause waren, sind inzwischen Niedersachsen und Baden-Württemberg die Bundesländer mit der größten Storchenpopulation.
Sympathischer Rotschnabel
Der Weißstorch gehört zur Ordnung der Schreitvögel und hat ein weiß-schwarzes Gefieder sowie rote Beine. Er wird etwa einen Meter groß, hat eine Flügelspannweite von bis zu zwei Meter und wiegt zwischen 2,6 und 4,4 Kilogramm. Sein Schnabel ist 20 Zentimeter lang und spitz. Der poetische Name "Adebar" für den Storch bedeutet Glücksbringer.
Die Schnäbel der Jungstörche sind anfangs schwarz. Auch die gelblichen Beine färben sich erst im Lauf des ersten Lebensjahres richtig rot.
Als Zugvögel kehren Störche zwischen Ende März und Ende April aus ihren Winterquartieren nach Deutschland zurück. Nun müssen sich die Vögel sich zunächst auf Partnersuche begeben, denn sie bleiben sich immer nur eine Saison lang treu.
Oft steuern Störche jedoch das Nest an, in dem sie im Vorjahr erfolgreich gebrütet haben. Insofern kommt es auch vor, dass sie dort wieder auf ihre bekannte Frau Störchin treffen. Selbstverständlich ist das jedoch keineswegs, denn die lange Reise überleben nicht alle Tiere unbeschadet. Die erste Aufgabe des Paares ist dann der Nestbau.
Wunderwerk Storchennest
Sicher hast du auch schon Storchennester hoch oben auf Fabrikschloten, Kirchtürmen oder Masten gesehen. Die Störche sind wahre Meister im Nestbau. Sie schaffen es, bis zu 300 Kilogramm Holz in 50 bis 75 Metern Höhe so zusammenzufügen, dass das Ganze nicht runterfällt. Immerhin bläst ein tüchtiger Wind in diesen Höhen.
Vom Ei zum Küken
Trotzdem ist das Nest so stabil, dass es ein kuscheliger Unterschlupf für den frisch aus dem Ei geschlüpften Nachwuchs ist. Im Schnitt legt Mutter Storch drei bis vier Eier. Bis zum Schlüpfen vergehen 32 bis 33 Tage. In Deutschland zieht ein Paar nur selten mehr als ein bis zwei Jungstörche groß, weil nicht genug Nahrung vorhanden ist.
Manche Eier gehen bereits kaputt, bevor ein Vögelchen schlüpfen kann. Schwächere Jungtiere werden von den Eltern sogar aus dem Nest geworfen, wenn klar wird, dass die Nahrung nicht für alle reicht. Der Grund dafür: In unseren intensiv genutzten Feld- und Wiesenflächen ist es zu trocken für Frösche, die Lieblingsspeise der Glücksbringer.
Vom Küken zum Jungvogel
Nur rund 80 Gramm wiegen die Kleinen, wenn sie aus ihren Eiern schlüpfen. Innerhalb weniger Wochen werden sie von ihren Eltern dauernd gefüttert und erreichen dadurch ein Gewicht, das sogar leicht über dem der Altvögel liegt. Nach zwei Monaten im Nest sind die Jungen größenmäßig kaum noch von den Eltern zu unterscheiden, nur am schwarz-braunen Schnabel sind sie noch zu unterscheiden.
Erste Ausflüge
Nun beginnt eine besonders spannende Phase: sie lernen fliegen. Zunächst hopsen die Störche im Nest, erheben sich dann ein paar Meter darüber und lassen sich wieder hinab sinken.
Bald schon machen sie ihre ersten Rundflüge, die besonders riskant sind, weil sie oft ihren Landeplatz verpassen oder es mitten in einer Ortschaft nicht mehr schaffen, erneut zu starten. Sie prallen gegen Hindernisse oder setzen sich auf Stromleitungen, an denen sie sich lebensgefährlich verletzen können.
Gefahren für Meister Adebar
Nicht nur hier bei uns droht dem Storch Gefahr. Auf seinem Weg ins Winterquartier wird er selbst gejagt, wenn er Rast macht, um nach Nahrung zu suchen. Für die in Afrika überwinternden Störche stellt die Trockenheit im Sahelgürtel ein großes Problem dar - es steht zu wenig Nahrung für die Zugvögel zur Verfügung.
Viele Störche reisen heute aber nicht mehr ganz so weit, sondern ziehen über den Winter nur auf die iberische Halbinsel. Einige überwintern sogar bei uns. Die immer milder werdenden Winter begünstigen das Verhalten. Denn die Störche haben gelernt: Wer zuerst wieder aus dem Süden zurückkehrt, hat diue besten Chancen auf die begehrten Nester. Viele sparen sich deshalb den kräftezehrenden Flug und haben gelernt sich anzupassen.