Urzeitelefanten in Deutschland

 

 

 

 

 

Urzeitliche Höhlenzeichnungen beweisen, dass es vor etwa 200.000 Jahren bei uns Elefanten gab. Quelle: © gerasimow_foto_174, shutterstock

 

 

 

 

Elefanten in Deutschland? Vor 200.000 Jahren lebten sie in der Gegend des heutigen Halle in Sachsen-Anhalt.. Das Besondere: Die Altelefanten unterscheiden sich stark von denen, die wir heute aus dem Zoo kennen.

 

Wie sah der Altelefant aus?

 

Der Elephas antiquus, wie der Eurasische Altelefant in der Fachsprache heißt, gehört zu den größten Rüsseltieren, die je auf unserer Erde gelebt haben. Die Tiere waren während des Pleistozäns, also vor 900.000 bis 33.000 Jahre, in ganz Europa und im Asiatischen Raum anzutreffen. Die männlichen Altelefanten, die Bullen genannt werden, waren über vier Meter groß. Die Weibchen, die sogenannten Kühe, kamen auf eine Körpergröße von nur drei Metern. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Tiere bis zu 11 Tonnen wogen.

 

Riesige Stoßzähne

 

Vom äußeren Erscheinungsbild ähnelten die riesigen Säugetiere aber größtenteils den heutigen Asiatischen Elefanten. Nur die bis zu drei Meter langen, ausladenden Stoßzähne können Elefanten heute nicht mehr vorweisen. Auch soll der Altelefant eine stärkere Behaarung gehabt haben. Denn die Tiere lebten zwar zu Warmzeiten, in denen es nicht sonderlich kalt war, trotzdem mussten sie sich mit einem Fell gegen abfallende Temperaturen schützen.

 

Das Verschwinden der Eurasischen Altelefanten

 

Vor ungefähr 100.000 Jahren verschwanden die Elefanten aus Deutschland. In wärmeren Regionen lebten sie noch bis vor 40.000 Jahren. Doch warum starben die Altelefanten aus? Darüber sind sich die Forscher bis heute nicht einig. Man kann nicht mit Sicherheit sagen, ob die Altelefanten einfach ausstarben, oder ob sie wegen ihrer Beliebtheit als Jagdbeute zu Grunde gingen. Eine Massenjagd auf Elefanten kann schlimme Folgen gehabt haben, denn Elefanten bringen seltener Jungtiere zur Welt als andere Säugetiere. Unumstritten ist aber, dass sich die frühen Menschen mit den Elefanten einen Lebensraum teilten.

 

Elefantenjagd als Mutprobe?

 

Es gibt eindeutige Spuren, die beweisen, dass die riesigen Säugetiere von den Neandertalern gejagt wurden. So fand man in zahlreichen Elefantenskeletten Holzlanzen zwischen den Rippen der Tiere. Doch wieso hätten die frühen Menschen die riesigen Elefanten jagen sollen, wenn sie auch Hirsche und Pferde erlegen konnten? Wieso setzten sie sich so einer großen Gefahr aus? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage können die Wissenschaftler nicht geben. Vielleicht mussten sich die jungen Männer bei der Elefantenjagd beweisen, um in den Kreis der Jäger aufgenommen zu werden. Dennoch halten es zahlreiche Archäologen für unwahrscheinlich, dass das Aussterben dieser starken Rasse allein auf die Menschen zurückgeht. Auch wenn der Mensch zu dieser Zeit in Mitteleuropa immer dominanter wurde.
 

 

1986: Bergung in letzter Sekunde

 

Wir haben es einem glücklichen Fund zu verdanken, dass wir heute überhaupt etwas über die Altelefanten wissen.  Archäologen retteten 1986 die Skelettreste zahlreicher Elefanten aus einem Braunkohletagebau in Neumarkt in der Nähe von Halle in Sachsen-Anhalt. Die Bergung geschah in letzter Minute. Fast wären die Knochen von den Schaufelradbaggern der Bauarbeiter zerstört worden. Anschließend beförderte das Archäologenteam die sterblichen Überreste der Elefanten mit größter Vorsicht ans Tageslicht. Die Ausgrabungen waren beschwerlich und dauerten über zehn Jahre. Heute gilt die Fundstelle in Neumarkt als die weltweit Bedeutendste in der Erforschung des Elephas antiquus. Die Wissenschaftler fanden über 1.350 Elefantenreste und konnten damit bis zu 70 Individuen bestimmen.