Trainingscamp für königliche Dickhäuter
Elefanten abzurichten hat in Thailand eine lange Tradition. Im "National Elephant Institute" stehen die Dickhäuter sogar unter königlichem Schutz. Quelle: © SUMITH NUNKHAM, shutterstock
Elefanten, die in die Schule gehen und pauken müssen - gibt es nicht? Gibt es doch! Im königlichen Elefantencamp bei Lampang in Nordthailand. Hier werden die Dickhäuter nicht nur in den traditionellen Arbeitstechniken geschult, sondern dürfen sogar ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Sie malen Bilder, musizieren und haben als Bigband schon eine eigene CD herausgebracht.
Die Abrichtung von Elefanten als Arbeitstiere hat in Thailand eine lange Tradition. Die asiatischen Dickhäuter gelten im Vergleich zu ihren Kollegen vom schwarzen Kontinent als besonders sanftmütig und gut zähmbar. Außerdem bringen sie eine gehörige Portion Intelligenz mit. Das Arbeiten stellt für sie damit keine Last, sondern eine echte Herausforderung dar.
Arbeitslose Jumbos
Noch 1955 wurden im Königreich 13.000 Elefanten für den Abtransport von Bäumen gehalten. Doch seit es 1989 in Thailand verboten wurde, die Wälder für kommerzielle Zwecke abzuholzen, sind viele Tiere buchstäblich arbeitslos geworden. Einige sind jetzt in den Nachbarstaaten Burma und Laos tätig, andere ziehen mit ihren Führern sogar bettelnd durch Bangkok oder verdienen ihre tägliche Gras- und Bananenration durch Trekkingtouren für Touristen.
Vom Aussterben bedroht
Doch auch die Tage der wild lebenden Dickhäuter sind gezählt. Da Bambus und andere einheimische Pflanzen, von denen sie sich ernähren, mehr und mehr von Eukalyptusplantagen verdrängt werden. Gegenwärtig soll es noch etwa tausend Elefanten in freier Wildbahn geben, zumeist im Dschungel entlang der burmesischen Grenze.
Königlicher Schutz
Durch die Gründung von Elefanten-Trainingscamps in Nordthailand hat man eine Möglichkeit gefunden, die Tiere sinnvoll zu beschäftigen und gleichzeitig ihr Überleben zu sichern. Das "National Elephant Institute" nimmt eine ganz besondere Stellung ein. Die königliche Familie wacht höchstpersönlich darüber, dass es den Dickhäutern gut geht und sie artgerecht gehalten werden.
Alles, was das Herz begehrt
Auf einem 612.800 Quadratmeter großen Gelände gibt es alles, was das Elefantenherz begehrt: Einen großen Dschungel, in dem sich die grauen Riesen nachts schlafen legen, einen See zum Planschen, Trainings- und Vorführplätze sowie Zuckerrohr- und Grasfelder für das Futter der Tiere. Und sollte ein Jumbo mal krank werden, wird der schwergewichtige Patient im Elefantenhospital liebevoll wieder aufgepäppelt.
Spontane Kunst
Die Ausbildung beginnt für die jungen Elefanten im Alter von drei Jahren. Dann werden sie von ihren Müttern getrennt und sechs bis sieben Jahre lang für den Ernst des Lebens geschult. Jedem Tier wird schon ab dem Babyalter sein eigener Trainer zugeteilt, die auf Thailändisch "mahout" heißen. Im vierten und fünften Lebensjahr absolvieren die Elefanten gewissermaßen ihr Grundstudium.
Jetzt heißt es erst einmal ordentlich in einer Reihe hintereinander herlaufen und Disziplin üben. Auch Malen steht schon bei den ganz Kleinen auf dem Stundenplan. Mit Pinsel, Farbeimer und einem Blatt Papier zaubern einige von ihnen kleine Kunstwerke. Dabei benutzen sie je nach Lust und Laune verschiedene Farben und schwingen den Rüssel so geschickt, dass die Ergebnisse von moderner Kunst oftmals nicht zu unterscheiden sind. Das Papier für die Kunstwerke "machen" die Elefanten übrigens selbst - es wird aus Elefantendung hergestellt.
Mit Pauken und Trompeten
Vor allem aber die Musik ist eine große Leidenschaft der Elefanten. In Lampang entwickelten die Trainer für die rhythmusbegeisterten Tiere spezielle Zupf- und Schlaginstrumente, bei denen wieder ihr geschickter Rüssel zum Einsatz kommt. Sie ziehen damit zum Beispiel an Klangistrumenten, um durch das Gegeneinanderschlagen der einzelnen Holzteile Töne zu erzielen. Manchmal hauen sie aber auch im wahrsten Sinne des Wortes auf die Pauke.
Wer glaubt, dass dabei nur Katzenjammer herauskommt, weit gefehlt! Die Dickhäuter scheinen tatsächlich ein musikalisches Gehör zu haben und sind in der Lage, kleine Melodien fehlerfrei zu spielen. Und offensichtlich macht ihnen das einen Heidenspaß. Besonders Begabte dürfen sogar bei öffentlichen Konzerten in der Bigband mitmischen.
Vom Anfänger zum echten Profi
Ernster wird es in der zweiten Trainingsphase ab sechs Jahren. Jetzt stehen körperlich anspruchsvollere Arbeiten wie das Wuchten, Schieben und Ziehen von Baumstämmen auf dem Programm. Zwischen elf und 16 Jahren werden die Elefanten für leichte Waldarbeiten eingesetzt. Zwischen 16 und 38 erarbeiten sie sich eine gewisse Routine. Danach sind sie schon echte Profis, die ihre Arbeit fast im Schlaf zuverlässig erledigen. Spätestens ab diesem Stadium sind viele Dickhäuter so clever, dass sie eine innere Uhr zu besitzen scheinen. Pünktlich zum Arbeitsende lassen sie ihre Baumstämme fallen, um sich danach ein ausgiebiges Flussbad zu gönnen.
"Schulfrei" am Nationalfeiertag
Festgesetzte Ruhepausen gibt es natürlich auch. In den heißen Monaten von März bis Mai haben die Jungtiere schulfrei. Auch an den meisten buddhistischen Feiertagen muss weder gelernt noch gearbeitet werden. Es gibt sogar einen Nationalfeiertag, an dem die Thais die von ihnen verehrten Tiere würdigen.
In den Camps müssen Besucher an diesem Tag keinen Eintritt bezahlen. Vorführungen finden allerdings auch nicht statt. Schließlich will auch ein Elefant einmal im Jahr so richtig Faulenzen! Nichtstun bis ans Lebensende dürfen Jumbos, die das Rentenalter von 61 erreicht haben. Dann gibt es den ganzen Tag Freizeit, Bananen und Zuckerrohr satt!