Interview mit einem Elefantenpfleger

 

 

 

 

 

Da Elefanten besonders intelligent sind, müssen sie im Zoo auch geistig beschäftigt werden, um sich wohl zu fühlen. Kunsterziehung steht auch auf dem Stundenplan. Quelle: © tonoochai, shutterstock

 

 

 

 

Elefanten im Zoo brauchen nicht nur Futter und ein artgerechtes Gehege, sie müssen sich auch körperlich und geistig beschäftigen können. Der Zoo Heidelberg geht mit gutem Beispiel voran und hält dort seit 2010 eine kleine Jungbullen-Herde, also nur Männchen. Außergewöhnlich für einen Zoo! WAS IST WAS hat sich mit Herrn Geretschläger, dem Leiter des Elefantenreviers im Heidelberger Zoo, unterhalten.

 

WIW: Herr Geretschläger, wie wird man Elefantenpfleger?

 

Die Ausbildung zum Zoopfleger dauert drei Jahre. In der Zeit lernt man den Umgang mit allen möglichen Tieren, die in einem Zoo leben. Danach spezialisiert man sich auf Raubtiere, Menschenaffen oder eben Elefanten.

 

WIW: Ist das eine gefährliche Arbeit?

 

Nein, denn wir arbeiten hier im geschützten Kontakt. Das heißt, es befindet sich immer ein Gitter zwischen uns und den Tieren. Nur an der Trainingswand arbeiten wir direkt mit den Elefanten. In dieser gibt es verschiedene Öffnungen, durch die sie einen Fuß, den Rüssel oder ein Ohr strecken können. Das klappt aber nur, wenn die Tiere uns vertrauen und freiwillig mitmachen.

 

WIW: Warum gibt es hier nur Elefantenbullen?

 

In der Natur verlassen junge Männchen nach einigen Jahren die mütterliche Herde und schließen sich mit anderen Jungbullen zusammen. Im Zoo war ihre Haltung deshalb lange ein Problem. Da sie nicht bei der Herde bleiben konnten, wurden sie von den anderen getrennt. Die Tiere litten sehr unter der Einsamkeit. Deshalb haben wir 201ß0 eine Jungbullen-Gruppe gegründet. Zu uns kommen Elefantenbullen im Alter von fünf bis sechs Jahren aus den unterschiedlichsten europäischen Zoos und finden vorrübergehend eine neue Heimat.

 

WIW: Haben alle Tiere ihren eigenen Charakter?

 

Aber ja! Der Chef unserer Herde ist Ghandi. Er ist ein rauer Anführer und kann ziemlich ruppig werden, wenn die anderen ihm nicht gehorchen. Tarak, unser Ältester, ist dagegen fürsorglich und sanft. Yadanar wiederum ist ein kleiner Kämpfer. Ständig geht er die andern an und versucht sie herumzukommandieren. Ludwig,,unser Jüngster, ist eher ein Künstler und Techniker. Beim Training versucht er immer, alles ganz genau zu machen.

 

WIW:Was machen die Tiere beim Training?

 

Jeder Elefant hat seine eigenen Vorlieben. Yadanar spielt am liebsten Fußball, andere machen gerne Musik oder malen ein Bild. Dabei geht es nicht darum irgendwelche Zirkusnummern zu trainieren. Die intelligenten Tiere sollen gefordert werden und etwas lernen. Grundsätzlich arbeiten wir nur mit einem Elefanten an der Trainingswand. So können wir uns intensiv mit jedem Einzelnen beschäftigen.