Ein Sommer auf der Alm
Auch heute noch schicken manche Bauern ihre Kühe im Sommer auf eine Alm im Gebirge. Die Hirten, die mit Kühen auf den Berg ziehen, wohnen auf einer Almhütte, häufig ohne Strom und fließendes Wasser. Sarah hat einen Sommer lang auf einer solchen Alm mitgearbeitet und uns erzählt, was das Leben dort so besonders macht.
Was ist eigentlich eine Alm?
Eine Alm ist eine große Wiese in den Bergen, weit oberhalb der ganzjährig bewohnten Siedlungen und Dörfer. Hier können Kühe den Sommer über weiden. Sie werden von Hirten bewacht, damit ihnen in dem steilen Gelände nichts passiert.
Es gibt eigentlich zwei Arten von Almen: Die Senn-Alpe, auf der Kühe leben, die gemolken werden um dann aus der Milch Käse zu machen. Meist ist diese Alm auch bewirtschaftet. Und es gibt die Galt-Alpe, auf der nur junge Kühe sind, die noch keine Milch geben und die nur dazu da sind, das Gras kurz zu fressen.
Warum werden Kühe auf die Alm gebracht?
Viele Bauern haben im Sommer nicht genug Gras für alle ihre Kühe. Und da die Bergluft bekanntlich sehr gesund ist, schickt der Bauer ein paar seiner Kühe quasi in die Sommerfrische auf die Alm.
Von wann bis wann bleiben die Kühe auf der Alm?
Der Bergsommer beginnt für die Tiere meist Mitte Juni, wenn der Schnee geschmolzen und das Gras schon ein bisschen gewachsen ist. Bevor es dann wieder kalt und winterlich wird zieht man mit der Herde ungefähr Mitte September zurück ins Land.
Wie viele Leute haben auf deiner Alm mitgearbeitet?
Da die Arbeit in den Bergen nicht leicht ist, helfen meist mehrere Hirten zusammen. Diesen Almsommer habe ich mit meiner Tante, meiner Freundin und zwei weiteren Hirten verbracht.
Was gibt es auf der Alm für Aufgaben?
Der Tag beginnt mit dem Melken, Füttern und Misten der Tiere im Stall. Nach dem Frühstück geht man die ganzen Bergwiesen ab und schaut, ob alle Kühe noch da sind und ob es ihnen gut geht. Dabei werden auch gleich kaputte Zäune repariert und schmutzige Brunnen gewaschen. Bei schönem Wetter wird auch noch Heu gemacht und etwa alle zwei Wochen wird mit einem alten Butterfass frische Butter hergestellt.
Zu den weniger beliebten Arbeiten gehört Unkraut mähen, Holzhacken und Mist auf den Wiesen verteilen. Aber am anstrengendsten ist "Gschwende". Da werden Büsche, die den Kühen die Weidefläche nehmen, weggesägt und auf einem großen Haufen verbrannt. Hinterher sieht man dann aus wie ein kleiner Kaminkehrer und man stinkt wie ein Räucherschinken!
Worin unterscheidet sich das Leben auf der Alm von dem zuhause?
Zuhause kann man einfach den Wasserhahn aufdrehen und es kommt warmes oder kaltes Wasser heraus. Auf der Alm gibt es nur einen Brunnen vor der Hütte mit kaltem Quellwasser.
Auch Strom gibt es keinen! Man kann also weder fernsehen noch hat man einen Computer, ein Telefon, eine Lampe oder einen elektrischen Herd. Dafür gibt es Kerzen und einen alten Holzofen, was eine gemütliche Atmosphäre schafft!
Und es gibt kein Wochenende an dem man einmal ausschlafen könnte, denn die Tiere müssen jeden Tag versorgt werden. Auch kann man sich nicht einfach schnell mit Freunden treffen, denn der Weg ins Tal ist lang und steil und es gibt keine Autos.
Was war für dich die größte Herausforderung auf der Alm?
Eines Abends haben wir eine junge Kuh in einem schmalen, schlammigen Bachbett liegen sehen, die alleine nicht mehr herausgekommen ist. Wir haben versucht, sie mit Seilen und Pfählen wieder auf die Beine zu bekommen. Aber sie ist immer wieder hingefallen und es wurde schon dunkel.
Die Kuh wurde schwächer und schwächer. Wir dachten schon, dass sie jetzt gleich stirbt, als sie plötzlich noch einmal alle Kräfte zusammennahm und auf ihren vier Beinen stand.
Überglücklich haben wir sie mit letzten Kräften in den Stall gebracht und ins weiche Heu gelegt. Am nächsten Tag ging es ihr schon wieder richtig gut und wir sind froh, keine Kuh an den Berg verloren zu haben.
VWir danken Sarah Scheidter für das Gespräch!