Experiment Steinzeit: Ötzi-Walker auf Tour
Wie war das Leben in der Jungsteinzeit? Der Archäologe und Landschaftsführer Marco Hocke, die Biologin und Fotografin Veronika Hocke sowie der Pädagoge Lukas Heinen (von links) wagten das Experiment.Quelle: © LVR-LandesMuseum Bonn
Wer hatte die Idee für den Ötzi-Walk?
Die Idee hatte einer der beiden Kuratoren (= Leute, die eine Ausstellung gestalten und betreuen) der Archäologischen Landesausstellung Nordrhein-Westfalen. Die Menschen sollten auch außerhalb des Museums die Jungsteinzeit erleben und erfahren können. So konnte man hervorragend Aufmerksamkeit auf die Ausstellung in Bonn lenken und gleichzeitig ein archäologisches Experiment durchführen.
Wo kam die Kleidung her? Haben die Ötzi-Walker die selber gemacht?
Die Kleidung wurde tatsächlich selbst hergestellt. Dafür wurden Tiersehnen mit Bienenwachs getränkt und als Nähgarn verwendet. Verarbeitet wurden Leder und Leinen. Einer der Ötzi-Walker hatte sich eine Hose aus Ziegenleder genäht.
Welche Werkzeuge und Gegenstände haben die Ötzi-Walker bei der Wanderung verwendet?
Ein Keramikgefäß zur Aufbewahrung von Wasser, Weidenstücke zum Zähneputzen, Rucksäcke aus Leder und Holz, Felle und Leinensäcke zum Schlafen, Feuerstein, ein Geweihpfriem (= sptzes Werkzeug, aus Geweih hergestellt), mit dem Löcher in Leder gebohrt werden konnten, Holzgefäße, Holzlöffel und Markasit Zunderschwamm zum Feuer machen.
Wie haben die Ötzi-Walker die Ernährung simuliert? Gejagt? Oder beim Bauern selbst vom Feld geholt? Oder doch einfach aus dem Supermarkt?
Jagdwaffen haben sie nicht mitgeführt und deshalb während der Wanderung auf Fleisch weitestgehend verzichtet. Der Supermarkt war tabu, den haben die drei Ötzi-Walker aus Prinzip nicht angesteuert. Ein Problem stellte die Wasserversorgung während der Wanderung dar. Weitestgehend haben die drei aus Bächen getrunken, leider blieben diese selten. Obst und Kräuter am Wegesrand dienten als Nahrung. In den Rucksäcken wurde Brot und Getreide mitgeführt. Aber ohne, dass die drei Wanderer 2-3 Mal ein Proviantpaket mit garantiert jungsteinzeitlichen Lebensmitteln bekommen hätten, wäre es sicherlich schwierig geworden.
Durften die Ötzi-Walker Handys mitnehmen?
Ja, es gab ein Handy und sogar eine Kamera, um die Reise gut zu dokumentieren und die einzelnen Treffen mit den Journalisten abzusprechen. Tatsächlich wollten viele Journalisten die drei Ötzi-Walker im Gelände besuchen.
Wurde unter freiem Himmel übernachtet?
Während der Mensch in der Jungsteinzeit auf seinen Reisen immer versucht hat, in nahen Siedlungen Unterschlupf für die Nacht zu erhalten, haben die Ötzi-Walker versucht, oft draußen zu schlafen. Bei starkem Regen wurde eine Ausnahme gemacht: Hier wurden Hütten für Wanderer, sogenannte Schutzhütten, aufgesucht.
Was war ein besonders schönes Erlebnis auf der Wanderung?
Als nach einer Woche Wanderung eine Kollegin und ein Kollege aus dem Bonner Landesmuseum spontan vorbeigekommen sind, um mit den Ötzi-Walkern eine Linsensuppe zu kochen und in der Nacht mit ihnen unter freiem Himmel übernachtet haben.
Auf welchen Gegenstand/Erfindung aus der Neuzeit würdet ihr nicht gerne verzichten?
Klopapier und Zahnseide.
Wir danken den drei Ötzi-Walkern für das Gespräch!
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