Die heilige Elisabeth: Ein Leben für die Armen
Auf der Wartburg in Thüringen lebte und wirkte Elisabeth, die bereits vier Jahre nach ihrem Tod heilig gesprochen wurde. Quelle: © phoelixDE
Um sich das Leben der Heiligen Elisabeth vorstellen zu können, muss man sich in ihre Zeit hineinversetzen, ins Hochmittelalter, das von etwa 1000 bis 1300 dauerte. Es war die Zeit der Ritter und Kreuzzüge, der großen Bettelorden wie Franziskaner und Dominikaner. Die Gesellschaft im Mittelalter war in drei Klassen aufgeteilt: Die Adeligen vom König bis zum einfachen Ritter waren für die Ordnung im Staat und die Verteidigung nach außen sprich das Kriege führen zuständig.
Die Kirchenleute bildeten den zweiten Stand. Sie kümmerten sich um das Seelenheil und die Erziehung der Menschen. Doch die große Mehrheit der Bevölkerung gehörte zum dritten Stand, den Bauern, Handwerkern und Händlern. Die meisten von ihnen lebten in Armut. Es gab weder Kranken- noch Rentenversicherung. Wurde jemand alt oder krank, so war er auf die Hilfe seiner Angehörigen angewiesen oder er wurde zum Bettler.
Trotz allem ging es im Hochmittelalter mit der Wirtschaft aufwärts. Viele Städte entstanden. Handel und Handwerk entwickelten sich und manche Menschen konnten zu einem bescheidenen Wohlstand kommen. Doch die Kehrseite gab es auch: Gerade in dicht besiedelten Gebieten breiteten sich Seuchen schnell aus, Brände und Naturkatastrophen wirkten verheerend. Viele Mittellose suchten in Städten und Klöstern Zuflucht.
Königstochter kommt nach Thüringen
Zu dieser Zeit also wird Elisabeth geboren. Sie ist die Tochter des ungarischen Königs und gehört damit zum europäischen Hochadel. Sogar mit dem Kaiser ist sie verwandt. Bereits im Alter von vier Jahren muss sie ihre Familie verlassen, da sie mit dem ältesten Sohn des Landgrafen Hermann I. von Thüringen verlobt wird. Dieser lebt auf der Wartburg.
Sie wächst in der landgräflichen Familie auf und entwickelt eine liebevolle Zuneigung zum zweitältesten Sohn, Ludwig IV. Nachdem dessen Vater und der ältere Bruder gestorben sind, wird Elisabeth im Alter von 13 Jahren tatsächlich mit ihrem bisher brüderlichen Freund Ludwig verheiratet.
Elisabeth packt an
Zeitgenossen des jungen Paares berichten, dass die beiden sich ungewöhnlich gern mochten. Eine Besonderheit in einer Zeit, in der man sich seinen Ehepartner nicht selbst aussuchen durfte. Elisabeth ist eine fortschrittliche Frau. Sie begleitet ihren Mann bei politischen Zusammenkünften und vertritt ihn als Regentin, wenn er außer Landes ist.
Doch Elisabeth ist nicht nur eine tatkräftige, sondern auch eine tief gläubige Frau und sie verbindet diese Eigenschaft miteinander indem sie sich für die Armen und Ausgestoßenen einsetzt. Ein Vorbild ist ihr dabei der Italiener Franziskus von Assisi, dessen Armutsbewegung in ganz Europa bekannt wird.
Franziskus und die Armen
Während die Amtskirche sich an ihrem Reichtum ergötzt und die Hilfsbedürftigen weitgehend vergisst, verzichtet der reiche Kaufmannsohn Franziskus auf sein Erbe und lebt freiwillig bei den Armen. Er setzt sich für die Ausgestoßenen ein und begründet damit eine eigene kirchliche Reform-Bewegung, die zur Gründung der Franziskaner- und Dominikaer-Orden führt. Diese Mönche leben nicht abgeschottet hinter Klostermauern sondern setzen ihr ganzes Leben dafür ein um armen Menschen zu helfen.
Elisabeth wird zur Heiligen
Elisabeth macht das Gleiche. Sie teilt weit mehr von ihrem Besitz, als es für ihren hochadeligen Stand üblich ist und verrichtet niedrigste Arbeiten um anderen zu helfen. Ihre Zeitgenossen verspotten sie dafür. Doch ihr Mann unterstützt sie. Als dieser auf dem Kreuzzug 1227 stirbt, muss Elisabeth mit ihren drei kleinen Kindern die Wartburg verlassen, da die Verwandten ihres Mannes Angst haben, sie könnte ihr ganzes Vermögen verschenken.
Von ihrem Witwengeld errichtet Elisabeth ein Krankenhaus in Marburg. Dort pflegt sie selbst die Kranken und kümmert sich sogar um Aussätzige. Der Aussatz führte damals dazu, dass der davon Befallene aus der Gesellschaft völlig ausgeschlossen wurde, doch sie soll sogar ihr eigenes Bett für einen Leprakranken zur Verfügung gestellt haben.
Natürlich ranken sich allerhand Legenden um Elisabeths Leben. Fest steht jedoch, dass sie sich in außerordentlicher Weise für andere aufgeopfert hat. So sehr, dass sie bereits 1231, im Alter von nur 24 Jahren an Erschöpfung stirbt.
Obwohl sie vielen Kirchenleuten ihrer Zeit ein Dorn im Auge ist wird sie bereits vier Jahre nach ihrem Tod vom Papst heiliggesprochen. Auch wenn uns heute manche Aspekte von Elisabeths Leben merkwürdig und fremd erscheinen sie war eine erstaunliche Frau des Mittelalters, deren kompromissloser Einsatz für andere auch heute noch beachtenswert sind.