Friedrich Schiller: Der Idealist unter den deutschen Dichtern
Friedrich Schiller ist neben Johann Wolfgang von Goethe wohl Deutschlands berühmtester Dichter. Quelle: © Patrick Poendl, Shutterstock
Friedrich Schillers Werk gehört zum Besten, was die deutsche Dichtkunst zu bieten hat. Viele seiner Dramen, Balladen und Gedichte werden im Deutschunterricht behandelt. Als Mitbegründer der Weimarer Klassik wird Schiller immer in einem Atemzug mit Johann Wolfgang von Goethe genannt. Beide waren nicht nur Zeitgenossen, sondern auch gute Freunde, Arbeitskollegen und gegenseitig ihre besten Kritiker.
Schillers Jugend war für den aus Marbach in Baden-Württemberg stammenden Dichter eine qualvolle Erfahrung. Als Sprössling eines Offiziers am 10. November 1759 geboren, musste er auf Wunsch des Vaters in dessen Fußstapfen treten. Dieser meldete seinen Sohn gerade einmal 14jährig in der neu gegründeten militärischen Pflanzschule des württembergischen Herzogs Karl Eugen an. Dort sollten begabte Jungen für die Offiziers- und Beamtenlaufbahn rekrutiert werden.
Zucht und Ordnung
Friedrich Schiller kennt zu diesem Zeitpunkt den Unterricht bei Geistlichen und die Lateinschule in Ludwigsburg. Doch was jetzt auf ihn zukommt, hatte er nicht im Traum zu fürchten gewagt. Die nächsten sieben Jahre muss er sich dem Drill und der Disziplin einer militärischen Anstalt unterwerfen. Keine Schulferien, kein Urlaub, kaum freie Stunden und sogar Spaziergänge mit den Eltern wurden nur unter militärischer Aufsicht gestattet. Die Erniedrigung geht sogar so weit, dass sich der Junge sein Haar weiß pudern muss, weil dem Herzog der von Natur aus rote Schopf nicht gefällt.
Bühnen-Erstling "Die Räuber"
Am Ende der Qualen 1780 kann Schiller immerhin auf ein abgeschlossenes Medizinstudium zurückblicken. Doch seine eigentlichen Stärken liegen woanders. Bereits 1777 hatte er heimlich damit begonnen, sein erstes Bühnenstück zu verfassen: „Die Räuber“ - heute das Vorzeigewerk, wenn in der Schule die Sturm und Drang-Epoche durchgenommen wird. Das Drama um den adeligen Räuber Karl Moor strotzt nur so von Freiheitsdrang und von dem Hass auf Herzog Karl Eugen und seine Handlanger.
Schiller auf der Flucht
Ebenso wie sein Dramenheld, so rebelliert auch Schiller gegen die Staatsgewalt. Weil der junge Regimentsarzt heimlich zur Uraufführung ins kurpfälzische "Ausland" gereist war, erhielt er vom Herzog zwei Wochen Arrest. Später verbot er Schiller sogar komplett zu dichten. Schiller floh daraufhin aus Württemberg und musste aufreibende Jahre mit finanziellen und gesundheitlichen Schwierigkeiten sowie allerlei Liebeswirren überstehen. In dieser Zeit entstehen die berühmten Dramen „Don Carlos“ sowie „Kabale und Liebe“, in dem Schiller aufs Schärfste den Absolutismus und das Intrigenspiel bei Hofe verurteilt.
Professur in Jena
Eine Stellung als Mannheimer Theaterdichter sowie als herzoglicher Rat befriedigen Schiller nicht. Er ist unglücklich und ruhelos, strebt nach Höherem und nach einer sicheren Stellung auf Lebenszeit. Goethe hat "Don Carlos" gelesen und ist angetan von den genauen Kenntnissen des Autors. Auf seine Empfehlung wird Schiller eine Professur für Geschichte und Philosophie an der Universität Jena angeboten. Damit beginnt für Friedrich Schiller ein einigermaßen sorgenfreies Leben. Er wird Hofrat und kann durch seine gesellschaftlich gehobene Stellung endlich Charlotte von Lengefeld heiraten, mit der er eine glückliche Ehe führte.
Gegensätze ziehen sich an
Am 7. September 1788 begegnet Friedrich Schiller zum ersten Mal dem nur zehn Jahre älteren Johann Wolfgang von Goethe, der damals gerade von seiner Italienreise zurückgekehrt war. Bis dahin hatte sich noch keiner der beiden näher für den anderen interessiert. Sie waren als Mensch und als Dichter völlig unterschiedlich. Erst sechs Jahre später sollte sich eine tiefe Freundschaft und produktive Zusammenarbeit entwickeln nach der Devise „Gegensätze ziehen sich an“.
Die Freundschaft mit Goethe
Am 13. Juni 1794 bittet Schiller Goethe in einem Brief um die Mittarbeit an der neu gegründeten Zeitschrift Die Horen". Goethe sagt zu und die Zeitschrift entwickelt sich zu einem intensiven Gedankenaustausch zwischen Goethe und Schiller. Die gemeinsame Schaffensperiode der beiden Dichter, die bis zum Tod Schillers im Jahr 1805 dauern soll, wird später in der Literaturgeschichte auch als Weimarer Klassik bezeichnet.
Weimarer Klassik
Im Zentrum des klassischen Kunstkonzepts steht das Streben nach harmonischem Ausgleich der Gegensätze. Unter Anlehnung an das antike Kunstideal wird nach Vollkommenheit und der Übereinstimmung von Inhalt und Form gesucht. Wo Goethe in der Natur ein Modell für den universalen Zusammenhang aller Erscheinungen suchte, wurde für Schiller die Geschichte zum wichtigsten Bezugspunkt. Die Helden der klassischen Literatur streben nach höheren Idealen, eventuell mit der Bereitschaft das eigene Leben zu opfern.
Wichtige Dramen und Gedichte
In dieser Zeit entstehen auch Schillers bedeutendste Dramen: „Wallenstein“, „Maria Stuart“, „Die Jungfrau von Orléans“ und „Wilhelm Tell“. Da Goethe zu diesem Zeitpunkt Direktor des Weimarer Hoftheaters ist, kommen die Bühnenstücke sofort zur Aufführung. Schillers berühmteste Gedichte sind einem Balladenwettstreit mit Goethe zu verdanken. Er schreibt unter anderem. Der Handschuh, Der Taucher und Die Kraniche des Ibykus. Die schon früher entstandene, berühmte Ode an die Freude wird später von Beethoven vertont.
Früher Tod
Ewig kränkelnd stirbt Schiller am 9. Mai 1805 im Alter von nur 46 Jahren an einer Lungenentzündung. Goethe ist tief getroffen und äußerte sich mit den Worten: "Ich... verliere einen Freund und in demselben die Hälfte meines Daseins". Wie kein anderer Dichter hatte Schiller darum gekämpft, ein immer vollkommenerer Mensch zu werden und andere durch seine Dramen und Schriften zu bessern. Er jagte dem Ideal nach, dem Höchsten und Größten.
Beigesetzt in der Fürstengruft
Schiller wird aufgrund seiner recht ärmlichen Verhältnisse in einem Gewölbe auf dem St. Jacobs-Friedhof beigesetzt. Erst 1827 wurde der Leichnam des Dichters in die Fürstengruft umgebettet, wo er noch heute Seite an Seite mit Goethe bestattet liegt. Es ist schon viel darüber gestritten worden, welcher der beiden Dichter der Größere war. Offiziell gilt Goethe als der große deutsche Dichterfürst. Doch wenn man bedenkt, dass Schiller nur 46 Jahre alt wurde, Goethe hingegen über 80, so kann man nur vermuten, dass Schiller wohl noch so manches große Werk geschrieben hätte.