Wagenrennen: Die Formel 1 der Antike
Die alten Römer liebten Unterhaltungsspektakel wie Wagenrennen.
Wann das erste Wagenrennen genau stattfand, ist bis heute unklar. Fest steht aber:
Seit 680 vor Christus ist dieser gefährliche Pferdesport eine Disziplin der Olympischen Spiele. Ausstattung, Training und Unterhalt von Pferden, Wagen, Lenkern und Knechten war sehr teuer. Ein solches Hobby konnten sich nur reiche Griechen leisten. Den populären Pferdesport übernahmen dann die Etrusker in Italien, von welchen ihn letztlich auch die Römer übernahmen.
Eine prächtige Kulisse
In Rom stand die wohl größte Rennbahn der antiken Welt: der Circus Maximus. Zur Kaiserzeit fasste das gewaltige steinerne Bauwerk etwa 250.000 Besucher mit seiner gewaltigen Größe von 600 Meter Länge und 140 Meter Breite. Auch den Göttern selbst sollte dieses Vergnügen nicht vorenthalten sein. Die Götterstatuen hatten im Circus Maximus eine eigene Loge mit bestem Blick auf die Rennbahn.
Die Wagenrennen waren in Rom eine öffentliche Veranstaltung, die den ganzen Tag andauerte. Unter den römischen Kaisern wurden an einem einzigen Tag 24 Rennen dargeboten. Der Eintritt zu den Wagenrennen war übrigens, wie auch zu den anderen sogenannten Spielen, frei.
Die Gefahr fährt mit
In der Regel mussten sieben Runden gegen den Uhrzeigersinn absolviert werden. Die noch zu absolvierenden Runden wurden etwa mit einer Reihe von Delphinfiguren angezeigt. Für jede gefahrene Runde wurde ein Delphin nach unten gedreht. Der Startplatz eines Wagens wurde per Los entschieden.
Die Rennbahn im Circus Maximus verlief aus den nebeneinander angeordneten Startboxen über eine lange Gerade in eine scharfe Kurve und parallel zur ersten Geraden wieder zurück, wo die nächste scharfe Wendung erfolgte. Damit die Wagen auf den langen Geraden nicht zusammenprallten, wurde die Arena durch die sogenannte Spina in zwei Bahnen unterteilt.
Das Unfallrisiko war dennoch sehr hoch. Besonders bei den scharfen Wendungen war alles Geschick der Lenker gefragt, um nicht aus der Kurve getragen zu werden oder mit einem gegnerischen Gespann zusammenzustoßen. Jeder Streitwagen war leicht und wendig gebaut. Es genügte bereits eine Berührung bei hoher Geschwindigkeit um den Wagen eines Gegners oder auch den eigenen zu beschädigen.
Richtig gefährlich wurde es, wenn der Lenker aus dem Wagen geworfen wurde: Um die Pferde bei dem hohen Tempo besser lenken zu können, führten die Lenker die Zügelleinen nicht in den Händen, sondern wickelten die Lederleinen um ihren Oberkörper. Kam der Wagenlenker nicht schnell aus den Zügelleinen frei, schleiften ihn seine eigenen Pferde durch den Staub der Rennbahn.
Ben Hur, Wagenrennen im Kinoformat
Das wohl bekannteste Renngespann der Antike ist die Quadriga, die auch in dem berühmten Wagenrennszene in dem Film Ben Hur zu sehen ist. In dieser Anspannung laufen vier Pferde nebeneinander vor dem Streitwagen. Daneben gab es aber noch weitere Renngespanne, wie die Triga, den Dreispänner, oder die Biga, den Zweispänner. Auch Einspänner und berittene Pferderennen waren, wenn auch nur als Rahmenprogramm, im Circus Maximus zu sehen.
Jedem Team seine Farbe
Wie heute in der Formel 1 gab es in Rom verschiedene Rennställe beziehungsweise Teams, die mit mehreren Gespannen in einem Rennen an den Start gingen. Es gab die Weißen, die Blauen, die Roten und die Grünen. Die Lenker trugen beim Rennen, wie heutige Teamspieler, Kleidung in ihrer Farbe. Viele Römer waren leidenschaftliche Fans ihrer Farbe und feuerten Lenker und Pferde von den Sitzrängen mit lautem Geschrei an.