Wie wurden Burgen angegriffen?

Burgen wurden bevorzugt auf Anhöhen, an steilen Abgründen, im Wasser und im weiten Land gebaut, so dass Angreifer kaum eine Möglichkeit hatten, ungesehen und schnell an die Burg heranzukommen. Wie waren damals die Angriffstaktiken? David, 9 Jahre, möchte das wissen.

Überraschungsangriff oder Belagerung - bei der Eroberung von Burgen gab es verschiedene Strategien. Quelle © Nejron Photo, shutterstock

Eine Burg einzunehmen war sehr schwierig und dauerte viel Zeit. Da jede Burg zum Zweck der Verteidigung errichtet wurde, hatte eine Burg viele Sicherheitsvorkehrungen: die dicke Ringmauer, einen Burggraben, Schießscharten in den Türmen und Wehrgängen, Zugbrücken, Fallgitter an den Toren. Dennoch gelang es Angreifern immer wieder Burgen einzunehmen.

Überraschungsangriff

Eine Möglichkeit war der Überraschungsangriff. Etwa, wenn der Burgherr mit seinen Rittern auf einem Kreuzzug war und deshalb die Burg unbemannt eingenommen werden konnte. Oder wenn sich die Bewohner der Burg in Sicherheit wähnten und dann plötzlich ein Angriff gestartet wurde. Dabei wurde natürlich versucht, die Burg an Schwachstellen, wie dem Tor, zu durchbrechen. Mit einem Rammbock versuchten die Angreifer dann das Tor zu durchstoßen. Gleichzeitig schossen sie Brandpfeile ab, womit sie die Dächer in Brand setzen wollten. Oft wurden auch Burgbewohner zum Verrat bestochen. Sie öffneten dann ein Tor oder meldeten als Wache nicht, dass die Angreifer sich näherten.

Belagerung

Hatte ein schneller Angriff keinen Erfolg, so begann man mit einer Belagerung. Man versuchte die Verteidiger von Nachschub, von frischem Wasser und Lebensmitteln abzuschneiden und mit der Zeit auszuhungern. Also brandete man die umliegenden, zuliefernden Dörfer und Bauernhöfe nieder und kappte die Versorgung.

Dann brachte man Kriegsmaschinen wie Katapulte oder den Belagerungsturm heran. Er wurde in Einzelteilen, wie Holz und Baumstämmen herantransportiert und musste erst zusammengebaut werden. Man versuchte den Burggraben zuzuschütten und dann mit dem Turm an die Mauer zu rollen. Kam man bis zum Tor, versuchte man es mit einem Rammbock zu zerstören. Katapulte wurden vor die Burgmauern transportiert und es wurde mit schweren Steinen, brennendem Material, mit Unrat oder toten Tieren in den Innenbereich der Burg gezielt.

So eine Belagerung konnte Monate dauern und hatte nur ein Ziel: die Verteidiger zu zermürben, seelisch und auch körperlich. Hatte man das Gefühl, die Burginsassen genügend geschwächt zu haben, kam es zu einem Sturmangriff, mit Belagerungstürmen, Brandgeschossen und Katapulten.

Eine Belagerung dauerte kaum länger als ein Jahr. Oft wurde vor einem entscheidenden Angriff verhandelt. Wenn der Burgherr merkte, dass die Situation aussichtslos war, kam es häufig zu Übergabeverhandlungen. Wenn die Belagerer feststellen mussten, dass die Verteidiger bis zum Winter durchhalten konnten, zogen aber auch sie sich aus Angst vor Frost und Schnee wieder zurück.