Edward Jenner, der Entdecker der Pockenimpfung

Am 17. Mai 1749 wurde der Engländer Edward Jenner geboren. Zu seiner Zeit litten die Menschen immer wieder unter Pockenepidemien, an denen viele starben. Jenner entdeckte eine Möglichkeit, wie man sich vor dieser folgenschweren Krankheit schützen konnte die Impfung.

Was waren die Pocken?

Die Pocken waren eine ansteckende Viruserkrankung, die sich von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion, also durch Niesen oder Husten überträgt sowie durch Staub. Das bedeutet, man konnte sich auch anstecken, wenn man nur die Decken ausschüttelte, die ein Pockenkranker benutzt hatte.

Foto: Kind mit Pockennarben.

Die Krankheit zeigte sich durch Fieber sowie eitrige Blasen auf der Haut. Diese hinterließen entstellende Narben am ganzen Körper, vor allem aber im Gesicht. In etwa jedem dritten Fall verliefen die Pocken tödlich. Wer sie überlebte, musste mit Blindheit, Taubheit, Lähmungen oder Hirnschäden rechnen.

Gab es die Pocken schon immer?

Die Pocken gab es schon seit Jahrtausenden. Im alten Ägypten war sie ebenso verbreitet wie unter den Römern. Von diesen wurde sie im gesamten Römischen Reich verbreitet, ebenso wie später von den Kreuzrittern. Durch die europäischen Eroberer kam sie auch nach Amerika, wo sie unter den Indianern Millionen von Opfern kostete. Seit dem 15. Jahrhundert waren sie auf der ganzen Welt verbreitet. Jedes zehnte Kind starb an dieser Krankheit vor seinem zehnten Geburtstag.

Im 18. Jahrhundert, in dem auch Jenner geboren wurde, wüteten die Pocken so schlimm, wie man es früher nur von Pestepidemien kannte. Jedes Jahr starben rund 400.000 Menschen daran.

Bekommen auch Tiere Pocken?

Es gibt auch Pockenerkrankungen bei Tieren. Die Viren, die diese Krankheit bei einigen Säugetieren (Kühe, Affen, Katzen) auslösen, können zum Teil auch den Menschen befallen. In der Regel führen sie aber nur zu leichten Symptomen. Diese Beobachtung machte sich Edward Jenner zu Nutze. Doch werfen wir zunächst einen Blick auf Jenners Leben.

Wer war Edward Jenner?

Bild: Edward Jenner

Edward Jenner wurde am 17. Mai 1749 im Südwesten Englands geboren. Er studierte Medizin in London und eröffnete danach eine Praxis in seinem Heimatort. Sehr häufig kamen Patienten zu ihm, die an Pocken litten. Gleichzeitig beobachtete Jenner, dass Melkerinnen und andere Menschen, die häufig Kontakt zu Kühen hatten, zwar oft an den Kuhpocken erkrankten, jedoch fast nie die Menschenpocken bekamen. Es schien, als seien sie durch die Tierkrankheit immun gegen die viel schlimmere Menschenkrankheit geworden.

Jenners Versuch

Am 14. Mai 1796 wagte er daher ein Menschenexperiment: Er impfte den achtjährigen Sohn seines Gärtners, James Phipps mit dem Erreger der Kuhpocken. Dazu schnitt er eine Pockenpustel einer Melkerin auf, die an den Kuhpocken litt und übertrug die Flüssigkeit in einen kleinen Hautritz, den er in den Arm des Jungen machte. James bekam die harmlosen Kuhpocken.

Als er wieder gesund war, kam der wesentlich riskantere Teil des Versuchs. Jenner infizierte den Jungen nun auf die gleiche Weise mit den Menschenpocken. Das Kind blieb verschont. Sein Körper hatte offensichtlich bereits eine Abwehrfunktion gegen das Virus aufgebaut. Von nun an nannte man diese Form der Impfung Vakzination von dem lateinischen Wort für Kuh vacca.

Gab es schon vorher Impfungen?

Schon vor Jenner hatten Menschen versucht, durch das bewusste Infizieren von Gesunden diese gegen eine Krankheit zu schützen. Der Eiter von leicht an Pocken Erkrankten wurde auf die Gesunden übertragen. Allerdings brachte diese Impfung viele Risiken mit sich. Oft erkrankte der Geimpfte schwer an Pocken und selbst wenn er überlebte, steckte er andere mit seiner Krankheit an. Diese ältere Form der Impfung nannte man Variolation.

Zunächst war die Bevölkerung sowie Jenners Arztkollegen misstrauisch gegenüber seiner Entdeckung. Man konnte sich nicht vorstellen, dass die Kuhpocken etwas mit den Menschenpocken zu tun haben könnten und fürchtete sogar, der Geimpfte würde sich in eine Kuh verwandeln. Doch mit der Zeit zeigte sich der Erfolg von Jenners Methode und die Vakzination verbreitete sich in ganz Europa. Erst 1967 wurde die Pockenimpfung jedoch weltweit zur Pflicht. Dadurch gelang es, die Krankheit auszurotten. 1980 stellte die Weltgesundheitsorganisation fest, dass es keine Pocken mehr gibt. Ein Erfolg, der bislang mit keiner anderen Krankheit gelang.

Nach welchem Prinzip funktionieren Schutzimpfungen?

Foto: So wird heute geimpft.

Auch wenn Jenner ein wichtiger Durchbruch im Kampf gegen die Pocken gelang, so verstand er nicht, wie die Vakzination tatsächlich funktioniert. Heute ist bekannt, dass Schutzimpfungen sich eines körpereigenen Schutzmechanismus bedienen. Wenn die abgeschwächten Krankheitserreger in den Körper des Gesunden gelangen, baut dessen Immunsystem eigene Abwehrzellen sogennante Antikörper auf, die gegen die Eindringlinge kämpfen. Kommt der Patient später mit der tatsächlichen Krankheit in Berührung, so ist sein Körper darauf vorbereitet und aktiviert die zuvor trainierten Verteidiger erneut. Die Krankheit kann ihm nichts mehr anhaben.

So funktionieren bis heute alle aktiven Schutzimpfungen. Bei passiven Impfungen wird dagegen direkt der Antikörper und nicht der Krankheitserreger verabreicht.

Mehr über Jenner und viele andere bedeutende Ärzte erfahrt ihr im WAS IST WAS Band 66 Geschichte der Medizin.

Text: Liane Manseicher, 13.05.09; Fotos: Kind mit Pockennarben: pd; Edward Jenner: pd; Impfung heute: pd.

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