Was ist ein Goggomobil?

Vor 55 Jahren, am 19. Januar 1955, rollten in Dingolfing die ersten Exemplare des Goggomobils vom Band. Die Limosine mit anfangs nur 13 PS war ein Meilenstein unter den Kleinwagen und startete seinen Siegeszug in ganz Europa. Seitdem hat sich das Goggomobil zum Kult und begehrten Sammlerobjekt entwickelt.

Nach dem Vorbild der italienischen Vespa baute die Hans Glas GmbH anfangs den Goggo-Roller.

Die Hans Glas GmbH

Bereits 1883 wurde die Firma Glas im bayerischen Dingolfing gegründet. Damals stellte sie Landmaschinen, wie Traktoren her. Doch in den 1940er Jahren orientierte man sich in Richtung Personenbeförderung. 1951 wurde der neue Goggo-Roller auf den Markt gebracht, der bald darauf mit zirka 60.000 Stück der meist verkaufte Roller Deutschlands war. Das Unternehmen hieß nun Hans Glas GmbH.

Das Goggomobil entsteht

In der Nachkriegszeit war Deutschland mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Mit der allgemeinen Aufbruchstimmung wuchs auch der Wunsch nach Mobilität zu günstigen Preisen. Kleinwagen waren gefordert. 1952 begann auch die Hans Glas GmbH mit der Entwicklung eines solchen Fahrzeuges für kleine Familien.

Zwei Jahre später wurde das Goggomobil (Goggo kommt von Hans Glas' Spitznamen Gog) auf der Internationalen Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung in Köln vorgestellt. Am 19. Januar 1955 rollten dann die ersten Serienfahrzeuge im Werk in Dingolfing vom Band.

 

Das Goggomobil war zwar klein, bot dafür aber sehr viel Platz und war dennoch stabil.



Klein aber oho

Das Goggomobil bot trotz seiner kleinen Maße (nur 2,9 Meter lang) viel Platz und war solide und robust gebaut, weshalb es als Limousine eingestuft wurde. Es fuhr mit einem Zweizylinder-Zweitaktmotor und Vierganggetriebe, die beide im Heck untergebracht waren. Der Kofferraum befand sich vorne.

Der Motor hatte anfangs nur einen Hubraum von 247 Kubikzentimetern mit einer Leistung von 13,6 PS. Deshalb durfte man das Goggomobil auch dann fahren, wenn man nur einen Motorradführerschein bis 250 Kubik besaß.

Bald gab es auch andere Versionen mit anderem Design und mehr Leistung, hier der Coupé.

Der Siegeszug des Goggomobils

Wegen des relativ günstigen Preises von 3.000 bis 3.500 D-Mark, sowie seiner stabilen Bauart, die viel Platz bot, war das Goggomobil seinen Konkurrenten auf dem Kleinwagenmarkt überlegen. Ab 1957 wurde auch mehr Komfort in Form von Kurbelfenstern und Scheibenwischern eingebaut.

Es gab nun außerdem eine Coupé-, sowie eine Transportervariante des Goggomobils. Zusätzlich wurden Versionen mit bis zu 20 PS gebaut, mit denen man über 100 Stundenkilometer schnell fahren konnte. Damit war der Kleinwagen für fast jeden Bürger attraktiv und wurde somit zum erfolgreichsten Wagen seiner Klasse in ganz Deutschland.

Der in Australien unter Lizenz gebaute "Dart" basierte auf den Teilen des Goggomobils.



Goggomobile in aller Welt

Der immense Erfolg in Deutschland brachte die Hans Glas GmbH dazu, sich auf den weltweiten Markt zu wagen. Man importierte schon bald in 36 Länder, darunter auch in die USA. Daneben wurden Versionen des Goggomobils von ausländischen Fabriken in Lizenz unter einem anderen Namen gefertigt. So gab es in Polen den Mikrus und in Australien den Dart, die auf dem Modell basierten. Auf dem Höhepunkt produzierte man in Dingolfing 170 Fahrzeuge täglich.

Das Ende des Goggomobils

In den 50er Jahren war das Goggomobil sehr beliebt, doch in den 60ern ließ die Nachfrage deutlich ab. Die Leute hatten nun wieder mehr Geld und wollten sich somit auch größere Autos leisten. Deshalb war es schwierig für die Hans Glas GmbH sich auf dem Markt zu halten. 1966 wurde die Firma von BMW übernommen und 1968 wurde die Produktion des Goggomobils eingestellt.

Das Goggomobil war eines der erfolgreichsten Autos der deutschen Nachkriegsgeschichte und ist heute ein begehrtes Sammlerstück.

Insgesamt wurden über 280.000 Fahrzeuge verkauft. Obwohl das Goggolmobil heute nicht mehr produziert wird, gibt es noch zirka 2500 fahrtüchtige Modelle. Das Goggomobil ist ein sehr beliebtes Auto bei Sammlern und Oldtimer-Liebhabern und deshalb immer noch auf Ausstellungen und manchmal sogar auf der Straße zu sehen.

18.01.2010 // Text: Jan Wrede; Bilder: Vorschau & Goggomobil sky: Lothar Spurzem (cc-by-sa 2.0), Goggo-Roller: Porsche-Makus (pd), Coupé: Chr. Späth (pd), Dart: Dave_7 (cc-by-sa 2.0), Goggomobil blau: crocotone (cc-by-sa 3.0)

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