Oliver Twist: Besinnliches zur Weihnachtszeit

Der berühmte Roman "Oliver Twist" von Charles Dickens wurde schon rund 20 Mal fürs Kino und Fernsehen verfilmt. Trotzdem hat sich Regisseur Roman Polanski jetzt wieder an den altbekannten Stoff gewagt. Und die Abenteuer um den Waisenjungen aus dem 19. Jahrhundert so überzeugend auf die Leinwand gebracht wie kaum einer seiner Vorgänger. Das liegt nicht zuletzt an den fantastischen Schauspielern. Also mal zur Abwechslung ein Film mit toller Story ganz ohne Spezialeffekte.

Zudem ist das Thema wieder aktueller denn je. Denn im Mittelpunkt des Films steht die Kluft zwischen Arm und Reich, die auch in unserer Gesellschaft immer größer wird. Oliver ist teilweise gezwungen zu stehlen und zu betteln um sich über Wasser zu halten. Damit teilt er das Schicksal, das auch in unserer Zeit immer mehr Kinder, gerade auch in Europa, erleben.

Flucht nach London

Oliver Twist wächst im 19. Jahrhundert in ärmlichen Verhältnissen in einem Waisenhaus auf, wo er harte Arbeit verrichtet und hungert. Als es der Junge eines Tages wagt, mehr essen zu verlangen, wird er als billige Arbeitskraft an einen Leichenbestatter verschachert. Als Lehrjunge geht es Oliver kaum besser und er beschließt vor seinem Peiniger zu fliehen. Sein Ziel ist die Metropole London, die zu dieser Zeit als Inbegriff von Wohlstand und Reichtum gilt.

Oliver wird Taschendieb

Schon der Weg dorthin wird zur Qual. Denn Oliver muss 70 quälende Meilen zu Fuß zurücklegen. Dass er dabei völlig erschöpft und ausgehungert ist, ist den meisten Menschen egal. Überall wird er fortgejagt und erhält einen Fußtritt. In London angekommen, wird der Waisenjunge schnell von einer Bande Straßenkinder aufgenommen. Die arbeiten für den berüchtigten Mr. Fagin als kleine Taschendiebe. Auch Oliver erlernt bald diese "Kunst", was vor allem seinem Chef einen vollen Geldbeutel beschert.

Ein neues Zuhause

Das Blatt wendet sich für den Jungen, als er den ersten Menschen in seinem Leben trifft, der es tatsächlich gut mit ihm meint: Mr. Brownlow. Der wohlhabende Gentleman erwischt Oliver bei einem missglückten Diebstahl. Doch statt ihn der Polizei zu übergeben, nimmt er das Waisenkind mit nach Hause und unterrichtet es in Lesen und Schreiben. Hier könnte die Geschichte ein glückliches Ende nehmen. Doch Oliver hat die Rechnung ohne den bösen Fagin und seinen Komplizen Sykes gemacht. Denn die haben ganz andere Pläne mit ihm...

Glänzende Schauspieler

"Oliver Twist" wurde extrem aufwändig und kostspielig in Szene gesetzt. Die Filmversion, die überwiegend in Tschechien entstanden ist, hält sich sehr eng an die Romanvorlage, hat allerdings ein etwas versöhnlicheres Ende parat. Die Besetzung erweist sich als Glücksgriff. Der erst zwölfjährige Barney Clark spielt den Titelhelden ausgezeichnet. Charakterdarsteller Ben Kingsley verschmilzt so mit der Rolle des garstigen Mr. Fagin, dass man ihn kaum wiedererkennt.


Unterhaltsam und besinnlich

Roman Polanski hat aus einem 350seitigen Buch einen 2-Stunden-Film gemacht, der zwar unterhalten will, aber auch nachdenkliche Töne anschlägt. Also genau das Richtige für die besinnliche Zeit. Freigegeben ist "Oliver Twist", der am 22. Dezember in unseren Kinos anläuft, ab 12 Jahren.

Nic - 21.12.2005 / Fotos: Tobis Verleih

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