Lexikon: Experimentalfilm
Nicht jeder Film, der im Kino gezeigt wird, ist leichte Kost aus Hollywood. Es gibt auch Leinwandmachwerke, die entgegen der Erwartungshaltung des Publikums arbeiten und die Möglichkeiten des Mediums Film in alle möglichen Richtungen ausloten. Diese Streifen nennt man Experimentalfilme.
Experimentalfilme stehen oft an der Schwelle zwischen Kino und Kunst. Oft sind es Künstler, Museen, Galerien oder Hochschulen, die solche Filme drehen oder in Auftrag geben. Ein sehr bekannter Experimentalfilm, vielleicht der wichtigste der Filmgeschichte, stammt ebenfalls von Künstlern, den Surrealisten Luis Bunuel und Salvador Dali. "Ein andalusischer Hund" sorgte bei seiner Uraufführung 1929 für Furore, weil er zeigt, wie ein Mann der vor ihm sitzenden Frau mit einem Rasiermesser durchs Auge schneidet.Kunstwerk statt Story
Das Entscheidende am Experimentalfilm ist, das er selten eine richtige Story hat bzw. eine chronologische Geschichte erzählt. Zwar gibt es auch hier erzählende Strukturen, die stehen aber nicht im Vordergrund. Oft werden willkürlich wirkende Bilder aneinander gereiht, die auf den Zuschauer eine entsprechende ästhetische Wirkung erzielen sollen.
Spiel mit den Möglichkeiten
Der Impuls für die Regisseure ist das Spiel mit dem Medium Film an sich. Durch das digitale Filmen haben sich unendlich viel neue Möglichkeiten ergeben. Da wird mit Beleuchtung und Schnitt gespielt, mit Rhythmus und Zeit, Rückblenden, Wiederholungen, unterschiedlichen Genres, Formen und Farben etc. Das kann für den Zuschauer zuweilen sehr verwirrend sein. Er muss sich von seiner üblichen Haltung lösen, dass im Film zwangsläufig eine Geschichte erzählt wird. Vielmehr will der Experimentalfilm als Kunstwerk verstanden werden.
Kleines Publikum
Experimentalfilme werden oft auf Super 8, 16mm oder miniDV gedreht. Das liegt vor allem daran, dass sie selten in großen Kino gezeigt werden und nicht mit übermäßigen Einnahmen gerechnet werden kann. Das Drehen von Experimentalfilmen ist deshalb nicht besonders lukrativ, da es bisher ein recht kleines Publikum gibt. Meist sind Experimentalfilme auf Festivals oder in speziellen Programmkinos zu sehen. Auch Fernsehsender wie ARTE oder sat3 strahlen manchmal solche Produktionen aus.
Künstlergruppen
Da man gemeinsam besser finanzieren und noch mehr Ideen einbringen kann, haben sich viele Experimentalfilmer in Gruppen zusammen geschlossen. So gibt es in Hamburg z.B. die Gruppe Thede oder in Österreich Medea.
31.08.2005
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