Christopher Paolini: Ein literarisches Wunderkind
Christopher Paolini gilt nicht nur in Fankreisen als der neue Stern am Fantasy-Himmel. Auch Kritiker sind voll des Lobes über den jungen US-Schriftsteller. In einem Alter, in dem andere Jungs Fußball oder Computer spielen, begann der damals 15jährige ohne fremde Hilfe seine ganz eigene magische Welt zu erschaffen. Was bei Tolkien Mittelerde ist, heißt bei Paolini Alagaësia und ist die Welt von Eragon, seinem Drachen Saphira und allerlei anderen fantastischen Figuren.
Umso erstaunlicher ist Paolinis Entwicklung, weil er nie eine öffentliche Schule besucht hat. Seine Mutter, selbst Lehrerin, übernahm den Unterricht für Christopher und seine Schwester selbst bis zu deren Collegereife. Abgelegen im Staat Montana, nahe der kanadischen Grenze, wuchs der Schöpfer des Eragon auf: ohne Fernseher, mit einem Haufen Bücher und inmitten einer mystischen Landschaft, die ihn später beim Schreiben inspirieren sollte.Lesen lieben lernen
Dabei zählte Lesen für den kleinen Christopher anfangs gar nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Erst die Kinderecke der Bibliothek öffnete ihm die Augen für die Faszination von Geschichten. Von da ab verschlang der Junge aus Montana alles, was seine Fantasie beflügelte: Märchen, Legenden und nordische Sagen ebenso wie Tolkien & Co. . Dass Lesen eine schöne Sache ist, Schreiben aber eine sehr viel Kompliziertere, musste dann der Teenager Paolini erkennen.
Mit Disziplin und Fleiß
Nur mit emsiger Disziplin gelang ihm in zwei Jahren die Rohfassung seines Eragon. Bis dahin hatte das Manuskript kein Mensch zu Gesicht bekommen. Erst als die Geschichte wirklich Hand und Fuß hatte, offenbarte sich Paolini seinen Eltern. Die zeigten sich einerseits erstaunt, andererseits begeistert vom Talent ihres Jungen. Ein Jahr nahmen sie sich Zeit um das Buch mit ihm gemeinsam durchzugehen, den Text zu formatieren, Entwürfe für Umschlag und Innengestaltung zu machen und den Druck im Eigenverlag vorzubereiten.
Über Nacht berühmt
Der Rest ist Geschichte: Ebenso wie sein Held Eragon ein armer Bauernjunge, der durch den Fund eines Dracheneis zu Höherem berufen wird und in nur kurzer Zeit zum mutigen Krieger heranreift wird Paolini quasi über Nacht berühmt. Nachdem er sein Buch anfangs nur bei Lesungen in der näheren Umgebung vorgestellt hatte, wird schnell ein New Yorker Verlag auf ihn aufmerksam. Der hatte den heißen Tipp von Erfolgsautor Carl Hiassen bekommen, der den Erstling bereits gelesen hat.
Band 3 in Arbeit
Wovon andere Schriftsteller ihr Leben lang träumen, schaffte Paolini bereits mit 18 Jahren: Er bekam einen Verlagsvertrag, einen hoch dotierten dazu! Ausgestattet mit einem Vorschuss von mehreren 100.000 Dollar für Eragon und die beiden Folgebände, feilt der Jungautor momentan am dritten und letzten Band seiner Trilogie. Fleißig und bodenständig wie eh und je - 90 Prozent seiner Zeit gehen nach eigener Aussage für das Schreiben drauf. Und das bei zahlreichen Werbe- und Talkshowauftritten sowie Lesereisen durch das ganze Land.
Medienrummel
Kein Wunder, dass sich die Medien um das literarische Wunderkind nur so reißen. Im Herbst 2003 stürmte Eragon die Bestsellerliste der New York Times und hält seitdem einen Spitzenplatz . Mit einem Verkauf von einer Million Bücher in nur sechs Monaten stellte der Debütant, der mittlerweile eine weltweite Fangemeinde hat, in den USA sogar Harry Potter in den Schatten. Wenn da Joanne K. Rowling nicht ganz blass geworden ist vor Schreck...
Leidenschaftlicher Geschichtenerzähler
Dass der Erfolg auch Neid und Kritik mit sich bringt, musste auch der junge Paolini bald erfahren. Von den einen umjubelt und sogar mit Tolkien auf eine Stufe gestellt, verreißen andere den Eragon als bloßen Abklatsch von Herr der Ringe, Star Wars oder anderen fantastischen Vorlagen, in denen der Kampf Gut gegen Böse im Mittelpunkt steht. Sicher zu Unrecht. Denn Paolinis Bücher beweisen schon jetzt: Da ist jemand, der es liebt, Geschichten zu erzählen und das auch gern für den Rest seines Lebens tun möchte. Und deshalb muss man ja noch lange kein Universitätsprofessor sein.
Aus dem Blickwinkel eines 15jährigen
Eragon hat seinen ganz eigenen Reiz. Nicht nur der poetischen Sprache, der liebevollen Figurenzeichnung und der detaillierten Schilderungen wegen. Obwohl Paolini für sein Alter extrem reif formuliert, ist es von Vorteil, dass er und sein Titelheld gleich alt sind als die Geschichte beginnt. Der Autor musste sich deshalb nicht erst in einen 15jährigen hineindenken, sondern schrieb automatisch aus der Perspektive eines Jugendlichen, mit dem er sich sichtlich identifiziert und dessen Träume er teilt. Eragon ist deshalb eine perfekte Identifikationsfigur für junge Leser.
Neuer Stoff für Hollywood
Für Hollywood kam Paolinis Eragon gerade recht. Auf der Suche nach einem adäquaten Nachfolger für Der Herr der Ringe schlugen die Produzenten von Fox 2000 ohne lange zu überlegen zu und sicherten sich die Rechte für alle drei Teile, von denen der erste am 14. Dezember in unsere Kinos kommt. Allen, die mehr über den Inhalt von Eragon erfahren möchten, können wir nur einen Tipp geben: Selbst lesen oder in die Filmreportage schauen. In unserer Filmkritik wird dann auch ein wenig mehr zur Geschichte verraten und ihr trefft neben Eragon und Saphira auch den alten Brom, die Kräuterhexe Angela, die Elfe Arya oder die geheimnisvolle Werkatze Solembum.
Eragon in Netz
Noch mehr über Eragon könnt ihr übrigens auf der folgenden Page erfahren. Hier treffen sich die Fans von Eragon!
Die Tessloff Fantasy-Enzyklopädie
Einen weiteren Buchtipp haben wir außerdem für euch. Neu im Tessloff Verlag erschienen: Die Enzyklopädie Fantasy. Hier könnt ihr mehr über die bekanntesten Gestalten aus dem Reich der Fantasie erfahren: Vampire, Einhörner, Fabelwesen, Hexen und Zauberer, Riesenkraken und Geister. Auf jeder Doppelseite finden sich Hinweise auf Bücher und Filme zu den beschriebenen Fantasy-Wesen.
Zur Enzyklopädie geht es hier lang
nic 29.11.2006 / Coverabbildungen Eragon Das Vermächtnis der Drachenreiter und Eragon Der Auftrag des Ältesten mit freundlicher Genehmigung des cbj Kinder- und Jugendbuchverlags, Random House/Bertelsmann; Foto Christopher Paolini: Copyright Perry Hagopian, Coverabbildung Enzyklopädie Fantasy, Tessloff Verlag
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