Nordkorea Außenseiter in der schwersten Gruppe
44 Jahre hat es nun gedauert, bis sich die Nordkoreaner endlich für ihre zweite WM-Teilnahme qualifizieren konnten. 1966 kamen sie überraschend bis ins Viertelfinale, ein noch bis heute gefeierter Erfolg. Doch hat Nordkorea 2010 überhaupt eine Chance?
Das Logo des nordkoreanischen Fußballverbandes.Das Spiel ihres Lebens
Erst nach dem Koreakrieg, als die Halbinsel in zwei Staaten geteilt wurde, begann der Fußball in den 196ern in dem kommunistisch geführten Staat Nordkorea Fuß zu fassen. 1966 schafften die Nordkoreaner ihre erste WM-Teilnahme. In England gelang ihnen mit dem Sieg über Italien und dem Viertelfinaleinzug die Überraschung. Im Viertelfinale scheiterte man an Portugal. Dennoch wird dieses Turnier als Spiel ihres Lebens in Nordkorea immer noch gefeiert.
In der Folgezeit blieben die Erfolge aber aus. Wegen des kommunistischen Regimes isolierte sich das Land immer mehr. Deshalb entwickelte sich keine Profiliga, weshalb sich das Niveau der Nationalmannschaft nicht verbesserte. Es blieb bei einem vierten Platz bei der Asienmeisterschaft 1980 und einem dritten Platz bei der Ostasienmeisterschaft 2005. Mit der Qualifikation zur WM 2010 haben die Nordkoreaner endlich wieder einen Erfolg zu feiern.
Die unbezähmbaren Pferde
In der Heimat heißt die nordkoreanische Nationalmannschaft Chllima. Chllima ist ein unbezähmbares Pferd in der nordkoreanischen Mythologie und soll der Mannschaft den Charakter von Stärke und Unbesiegbarkeit verleihen. Die Heimspiele der Nordkoreaner werden im Kim-Il-Sung-Stadion in der Hauptstadt Pjöngjang ausgetragen. Dort passen 70.000 Zuschauer hinein.
Ahn Young-hak spielt in der ersten japanischen Liga.
Durch die politische Isolation hat Nordkorea bisher kaum Länderspiele gegen europäsiche Gegner bestirtten. Stattdessen wurde sich hauptsächlich auf die Nationen im asiatischen Dachverband beschränkt. Deshalb gab es auch noch kein Aufeinandertreffen mit einer deutschen Auswahl. Nur zur WM-Vorbereitung wurden einige Partien gegen WM-Teilnehmer gespielt.
Der Trainer
Das Training der Chllima übernimmt seit 2007 der ehemalige nordkoreanische Nationalspieler Kim Jong-hun. Er war selbst Kapitän der Nationalmannschaft und galt als einer der besten Abwehrspieler seines Landes. 1980 holte er den vierten platz bei der Asienmeisterschaft. Nun führt er seine Mannschaft zu WM nach Südafrika und will die Leistung von 1966 wiederholen.
Wenig Erfahrung
In Kim Jong-huns Team spielen so gut wie alle Akteure in der nordkoreanischen Liga, die meisten bei der Sportgruppe 25. April. Mittelfeldspieler Ahn Young-hak (Omiya Ardija) und Stürmer Jong Tae-se (Kawasaki Frontale) spielen in der ersten japanischen Liga. Der zweite Stürmer Hong Jong-jo ist in Russland bei Erstligist FK Rostow unter Vertrag.
Hong Jong-jo stürmt für den russischen Verein FK Rostow.
Nur wenige Spieler sind im Ausland in Profiligen unter Vertrag. Deshalb mangelt es der Mannschaft an Erfahrung und Praxis gegen international etablierte Gegner. Die Länderspiele, die das Team bestreitet, sind nur gegen Gegner aus der Asien-Gruppe. Somit sind sie auch im Umgang mit der westlichen Spielweise nicht vertraut.
Außenseiterchancen?
Bei ihrer ersten WM-Teilnahme seit 44 Jahren hätte es Nordkorea nicht schlimmer treffen können. In der Hammergruppe G treffen sie auf Brasilien, Portugal und die Elfenbeinküste. Gegen diese hochkarätigen Gegner haben sie eigentlich kaum eine Chance. Aber Nordkorea hat nichts zu verlieren und kann sich nun einmal außerhalb Asiens präsentieren. Vielleicht gelingt ihnen ja eine Überraschung, mit der sie sich in der Heimat unsterblich machen würden.
04.06.2010 // Text: Jan Wrede; Bilder: Flagge: Zscout370 (pd), Logo: Lokomotive74 (®), Ahn: JeongAhn (pd), Hong: Mikhail Slain (GNU 1.2, cc-by-sa 1.0, 2.0, 2.5, 3.0)
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