Wie wird man Radiomoderator?

Brigitte Biggy Zahn ist in Nürnberg so bekannt wie ein bunter Hund. Genauer gesagt ihre Stimme. Denn die Dreiundzwanzigjährige ist Radiomoderatorin beim lokalen Radiosender Hit Radio N1. Aber wie wird man eigentlich Radiomoderatorin? Darf man immer die Lieder spielen, die man selber gerne hört? Und tut einem oft der Hals weh vom vielen Sprechen? Biggy plaudert exklusiv für www.wasistwas.de aus dem Nähkästchen und erzählt aus ihrem aufregenden Leben als Moderatorin.

Ich bin nicht eines Tages aufgewacht und habe mir gedacht: Ich will Radiomoderatorin werden! Bei mir kam das eher zufällig. Mein ursprünglicher Traumberuf war Hebamme. Also etwas völlig anderes. Während der Schulzeit habe ich ehrenamtlich bei einem christlichen Radiosender gearbeitet. Ich habe schon immer gerne geredet und Leute unterhalten. Nachdem ich so die erste Radioluft geschnuppert habe, hat es mich gepackt. Ich wollte mehr davon.

Mit einem Praktikum fing alles an

Foto: Biggy albert mit Robert Schwartzman von der Band Rooney herum.

Deshalb habe ich ein Praktikum bei Hit Radio N1 gemacht. Die Leute dort wollten natürlich erst einmal prüfen, ob ich für diesen Beruf geeignet bin. Ich hatte das Glück, schon relativ früh viel ausprobieren zu dürfen. Und eine ordentliche Portion Glück gehört bei so beliebten Berufen immer dazu. Denn natürlich war ich nicht das einzige junge Mädchen, das sich bewarb.                                               

                                                                                                                                                      

Üben, üben, üben

 Am Anfang war erst einmal üben angesagt. Ich saß im Probestudio und spielte eine Sendung nach der anderen nach. Ich hatte die Lieder vor mir, die auch im Radio gespielte wurden und musste selbstständig eine eigene Sendung vorbereiten. Da gerät man natürlich ganz schön ins Schwitzen.

Ich musste mir überlegen: Wann sage ich was? Was ist heute Wichtiges passiert, das man in jedem Fall im Radio hören muss? Wie kann ich meine Sendung interessant und spannend gestalten? Das war ein hartes Stück Arbeit.

Der frühe Vogel fängt den Wurm

 Foto: Hier war der Sänger Adam Lambert zu Besuch im Studio.

Meine Arbeitszeiten waren am Anfang ziemlich ungewohnt für mich. Ich hatte morgens von 04:00- 06:00 Uhr Sendung. Die Zeit, in der die wenigsten Hörer einschalten. Denn ich musste erst lernen, mit der Technik umzugehen. Da gibt es einen Haufen bunter Knöpfe und Schalter, von denen jeder eine andere Bedeutung hat. Da ist Verwirrung vorprogrammiert. Mittlerweile ist das Mischpult für mich wie Auto fahren. Ich bediene die Technik zwar nicht blind, aber ich weiß einfach auswendig, welche Knöpfe ich zu drücken habe. Nach meinem Praktikum habe ich bei Hit Radio N1 eine zweijährige Ausbildung zur Rundfunkredakteurin gemacht.

Von Techno- bis Schlagermusik

Die meisten Radiohörer denken, dass die Moderatoren die Lieder, die gespielt werden, selber auswählen. Das stimmt aber gar nicht. Die Liederauswahl wird vom Musikredakteur getroffen. Das klingt zwar erst einmal unfair, aber eigentlich ist das ganz logisch. Denn wenn jeder Moderator seine eigenen Lieblingslieder spielen würde, gäbe es ein schreckliches Durcheinander. Da wäre dann von Hip-Hop bis Techno- und Schlagermusik alles dabei. Außerdem verhindert der Musikredakteur, dass ich denselben Titel spiele, den der Moderator vor mir gespielt hat.


Sprechunterricht gehört dazu

                           Foto: Biggy mit der Sängerin Laura Dione


Habt ihr schon einmal vor einer großen Menschenmenge gesprochen? Da ist man schon ein wenig aufgeregt, oder? Das war ich am Anfang auch. Ich musste meine Stimme erst einmal richtig kennenlernen. Deswegen habe ich Sprechunterricht bekommen. Hier arbeitet man mit dem ganzen Körper. Bin ich verkrampft, ist auch meine Stimme verkrampft. Spreche ich im Sitzen, klingt meine Stimme anders, als wenn ich im Stehen rede. Außerdem ist auch die Betonung ganz entscheidend. Wenn ich Nachrichten lese und von einem Unfall berichte, muss ich meine Stimme ganz anders einsetzten, wie wenn ich von der Sommersonne und vielen Badegästen erzähle.

                                                                        

Meine Stimme ist mein Kapital 

Ich verdiene mit meiner Stimme Geld. Deshalb passe ich immer besonders gut auf sie auf. Wenn ich im Winter dann mal Halsschmerzen kriege, muss ich diese besonders gut auskurieren.

Ich bin meistens 4-5 Stunden lang am Stück "on air", also auf Sendung. Aber selber Musik hören kann ich in der Zeit nicht. Denn während ihr die Lieder hört, bin ich schon wieder fleißig dabei vorzubereiten, was ich als nächstes sagen werde. Oder ich nehme Anrufe von Hörern entgegen.

Ich lerne Stars auch privat kennen!

Wer selbst unbedingt Radiomoderator/in werden will, sollte sich auf jeden Fall ein genaues Bild von diesem Beruf machen. Macht am besten ein Praktikum und findet so heraus, ob euch das Moderieren tatsächlich Spaß macht. Als Radiomoderator/in hat man ganz klar einige Vorteile: Man wird zu vielen Veranstaltungen eingeladen und muss nicht mehr in einer langen Schlange vor den Clubs anstehen. Man darf berühmte Sängerinnen und Sänger interviewen und kann sie so auch von der ganz privaten Seite kennenlernen. Aber man muss sich auch bewusst sein, dass man in diesen Job viel Kraft und Zeit investieren muss. Trotzdem macht mir meine Arbeit sehr viel Spaß!

 Biggy interviewt den Sänger Adel Tawil von "Ich und Ich"

Text: kaet 15.03.2011 // Fotos: Brigitte Zahn

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