Schule nach Lust und Laune die Summerhill School

Vor 125 Jahren, am 17. Oktober 1883 wurde Alexander Sutherland Neill in einem Dorf in Schottland geboren. Da ihn die damals übliche extrem strenge Pädagogik (= Erziehungswissenschaft) störte, gründete er die legendäre Summerhill School, an der Schüler bis heute selbst entscheiden dürfen, ob sie den Unterricht besuchen wollen und welche Regeln für ihr Zusammenleben gelten.

Vom Prügelknaben zum Reformpädagogen


Foto: Alexander Sutherland Neill

Da sein Vater Lehrer der örtlichen Dorfschule war, trafen Alexander Sutherland Neill (gesprochen: Niel) die damals üblichen Erziehungsmethoden wie Prügel und andere schwere Strafen besonders hart. Es sollte schließlich nicht so aussehen, als würde er von seinem Vater bevorzugt. Trotzdem ergriff Neill als Erwachsener auch den Lehrerberuf und verhielt sich zunächst genauso wie seine Kollegen, auch wenn ihm das widerstrebte.


Während des Ersten Weltkrieges bekam er die Gelegenheit, einen Schulleiter zu vertreten und konnte so erstmals seine eigenen Vorstellungen von Unterricht durchsetzen. Während des Krieges achtete nämlich auch die britische Schulbehörde nicht so genau darauf, was in den Lehranstalten des Landes vor sich ging. Neill schaffte den Unterrichtszwang ab. Wenn ein Schüler keine Lust mehr zum Lernen hatte, konnte er den Klassenraum einfach verlassen. Ihm war es wichtig, dass die Kinder spielen durften und Spaß am Lernen hatten. Strafen lehnte er deshalb grundsätzlich ab.


Schule neu denken


Da er viele der bisher üblichen Erziehungsmethoden durch neue ersetzen wollte, nennt man seine Theorien Reformpädagogik. Er war übrigens nicht der einzige, der sich Schule anders vorstellte. Einige Jahre vor ihm hatte Maria Montessori in Rom ihr Kinderhaus gegründet, in dem Kinder auch selbstbestimmt lernen durften. Die erste Waldorfschule nach den Lehren des Antroposophen Rudolf Steiner nahm kurz nach dem Ersten Weltkrieg in Stuttgart ihren Betrieb auf.


Ein langer Weg nach Summerhill


Neill versuchte seine neuen Ideen in mehreren Schulen in Großbritannien, Deutschland und Österreich zu verwirklichen, doch immer wieder gab es Probleme mit Schulbehörden, Eltern oder der Bevölkerung. Deshalb zog er mit seinen Schülern schließlich in ein Gebäude auf dem Summerhill (dt. Sommerhügel) im südenglischen Städtchen Lyme Regis.  


Er leitete die Schule, die noch mehrere Male umziehen musste bis zu seinem Tod am 23. September 1973. Seine Tochter Zoe Neill Readhead führt die Internatsschule seither.


Leben und Lernen in Summerhill


Seit ihrer Gründung 1921 hat sich an den Grundsätzen der Summerhill School (siehe Foto rechts) nicht viel geändert. Die drei Hauptmerkmale sind nach wie vor folgende:

Die Kinder besuchen den Unterricht freiwillig. Wenn sie keine Lust zum Lernen haben, machen sie etwas anderes, spielen oder faulenzen. Es gibt Werkstätten etwa für Holz- oder Metallarbeiten, in denen die Schüler praktische Fähigkeiten erlernen können.


Fast alle Regeln des Schulalltags legen Kinder und Lehrer gemeinsam in demokratischen Abstimmungen fest sie regieren ihr Internat also selbst. Einmal in der Woche treffen sich alle um neue Gesetze zu beschließen und über Verstöße dagegen zu urteilen. Die Schüler sind dabei immer in der Mehrheit, können die Lehrer demnach überstimmen. Nur Schulverwaltungs- und Sicherheitsregeln etwa über die Benutzung des Schwimmbades dürfen nicht verändert werden.

Ein Schüler, der durch schlechtes Verhalten auffällt, wird häufig nicht bestraft, sondern erhält einen Tag der Aufmerksamkeit, an dem alle anderen sich besonders um ihn kümmern und ihm helfen, wo sie nur können.

Derzeit leben etwa 80 bis 90 Kinder und zwölf Lehrer auf dem Gelände rund um eine alte Villa.


Text: Liane Manseicher, Fotos: Neill: RodrigoSampaioPrimo: cc-by-sa; Summerhill School: pd.

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