Skateboarding Lebenseinstellung, Freizeitspaß und noch viel mehr

Begriffe wie "Ollie", "Freestyle" oder "Tail" sagen euch gar nichts oder nur wenig? Macht nichts, denn hier erfahrt ihr alles über das Skateboarden: Von seiner Geschichte über Sprünge bis hin zu berühmten Skater - Persönlichkeiten. Und vielleicht lernt auch der Skateboard-Kenner noch etwas Neues

Der Aufbau eines Skateboards


Wie jeder weiß, ist ein Skateboard plump ausgedrückt einfach "nur" ein Brett auf Rollen. Doch der Schein trügt, das Board besteht aus etwas mehr als einer Holzplatte und Rädern:


Als Deck bezeichnet man nur das Brett des Skateboards ohne Achsen oder Rollen. Es besteht aus sieben Schichten aus kanadischem oder baltischem Ahornholz. Dies ist sehr wichtig für die Stabilität des Boards, denn beim Aufkommen nach einem Sprung muss das Brett mehr als das normale Gewicht eines Menschen aushalten.


Das Deck lässt sich in drei Abschnitte unterteilen. Den Tail, der hintere, nach oben gewölbte Teil des Decks. Die Wheelbase, der Abschnitt zwischen den Hinter- und den Vorderrädern. Und die Nose, der ebenfalls nach oben gebogene vordere Teil des Skateboards.


Durch die Wölbung von Tail und Nose fällt es dem Skateboarder leichter, fest und sicher auf dem Brett zu stehen. Unter dem Griptape versteht man ein schwarzes Schleifpapier, das auf das Deck geklebt wird. Die raue Oberfläche verhindert das Wegrutschen der Schuhe.


Die Achsen verbinden das Deck mit den Rollen, den so genannten Wheels, und dienen der Lenkung. Der untere Teil der Achse wird Hangar genannt und ermöglicht die Lenkung. Der andere Teil der Achse, die Baseplate, verbindet das Deck mit dem Hangar.



Profis am Werk: Um Sprünge wie diesen Kickflip sicher zu stehen, ist jahrelanges Training nötig.



Und zu guter Letzt die Räder: sie bestehen meistens aus Hartplastik und sind natürlich für die Fortbewegung nicht zu entbehren. Rollen sind, je nach Art der Tricks, die man machen möchte, in den verschiedensten Härtegraden und Durchmessern verfügbar.


Geschichte und Skateboardkultur

Die ersten Vorläufer des Skateboards gab es bereits in den 1940er Jahren in den USA. Doch die Skateboards wie wir sie heute kennen entstanden in den 60er Jahren. Die Idee dazu entwickelten die Surfer an der US-amerikanischen Westküste. Aufgrund von zu wenig Wellengang beschlossen sie, ihren Sport einfach auf den Asphalt zu verlegen, und montierten sich Rollen an ihre etwas verkürzten Surfbretter.

 

 

Nachdem sich die Skateboards weiterentwickelten und Nose und Tail eingeführt wurden, konnte man damit auch ganz neue Tricks machen, wie etwa die heute bekannten Ollies und Kickflips.



Graffiti als Teil der Jugendkultur gehört mit zum Skater-Lifestyle.

Das Skateboardfahren ist auch heute noch sehr beliebt. Das liegt sicherlich daran, dass zum Skaten auch eine bestimmte Lebenseinstellung gehört. Die typischen "Schlabber-Klamotten" sind natürlich auch ein Muss.


Viele Skater sehen das Skateboarden als individuellen, also ihren ganz persönlichen Lebensausdruck an. Der Grund dafür liegt mit an der eigenen Mentalität der Surfer, möglichst frei und unabhängig zu sein. Somit verstehen Skateboarder es eher als Kunst denn als Sport. Skater zu sein bedeutet nicht nur durch die Gegend zu rollen, sondern es ist eben eine Lebenseinstellung, zu der auch viel Musik wie Hiphop oder Punk gehört und auch andere Bereiche der Jugendkultur wie Graffiti. Natürlich haben Skater auch einen ganz eigenen Kleidungsstil entwickelt.


In der Skateboardszene haben sich keine Verbände oder Vereine gebildet und man sieht überwiegend junge Leute, die skaten. Ein wichtiges Motto: "Keep it real, its all about having fun!", was so viel heißt wie: "Bleib auf dem Teppich, es geht nur darum Spaß zu haben!"


Man findet überwiegend Männer, die skaten, in den letzten Jahren zeigten aber auch immer mehr Frauen Gefallen an diesem Sport. Mehr dazu weiter unten im Text


Die verschiedenen Disziplinen des Skateboardens


Auch im Skaten gibt es - wer hätte das gedacht - verschiedene Disziplinen oder Styles:


Der Freestyle gilt als die älteste der drei existierenden Disziplinen, der Skateboarder präsentiert dabei eine zweiminütige Kür zu Musik. Das geschieht auf einer Fläche ohne Hindernisse und ohne weitere Hilfsmittel. Beim Freestyle werden neben schwierigen Tricks auch tanzartige "Moves" gezeigt, alles im Takt der Musik.

Teils wird das Skateboard durch schnelle Beinarbeit bewegt, teils führt der Skater selbst Sprünge aus, während sich das Brett um seine Längsachse dreht. Wichtig sind dabei Geschicklichkeit und eine sehr gute Körperbeherrschung.


Als Streetstyle oder Streetskating wird die alltägliche Form des Skateboardens bezeichnet, man bewegt sich also in der Stadt und benutzt vorhandene Hindernisse wie Treppen und Geländer zum Ausführen von Tricks. Dabei geht es vor allem darum, Höhenunterschiede zu überspringen. Aber auch das Entlangrutschen an Geländern oder das Herunterspringen von Erhöhungen spielen eine entscheidende Rolle.


Skatern, die Streetstyle betreiben, begegnet man in der Stadt am häufigsten, es ist die Disziplin, die am meisten als Freizeitspaß betrieben wird. Dadurch, dass sie öffentliche Plätze "besetzen", kommt es aber auch des Öfteren zu Streitigkeiten mit der Polizei.


Die wohl spektakulärste Disziplin ist die in der Halfpipe, auch Vertstyle genannt. Vertstyle deshalb, weil man die Tricks in der Vertikalen ausführt. Die Tricks werden in der Halfpipe in bis zu sechs Metern Höhe ausgeführt. Die Halfpipe ist ein breit gestrecktes halbes "Rohr", das einer Wanne ohne Längsseiten gleicht.


Beim Vertstyle braucht der Skater eine perfekte Fahrtechnik und enorme Kondition sowie ebenfalls eine sehr gute Körperbeherrschung. Besonders attraktiv ist die Disziplin außerdem aufgrund der hohen Geschwindigkeiten, die in der Halfpipe erreicht werden. Die Halfpipeskater stellen nur eine Minderheit dar, weil enorme Ansprüche an den Fahrer gestellt werden und es außerdem wenige Halfpipeanlagen in Deutschland gibt.


Aber natürlich ist das Skateboard auch als ganz normales Fortbewegungsmittel zu gebrauchen


Sprünge und Tricks


Sprünge lassen sich in drei Kategorien einteilen: "Grabtricks" sind solche, bei denen man während des Sprungs das Brett greift. Als "Fliptricks" bezeichnet man jene, bei denen sich das Board im Sprung um die eigene Achse dreht und "Grindtricks" werden mit Hilfe eines Rail, also eines Geländers ausgeführt.


Als der wichtigste und grundlegendste Sprung gilt der Ollie (siehe Bild). Als Ollie wird das einfache Hochspringen mit dem Skateboard bezeichnet. Dabei wird eine spezielle Fußtechnik verwendet. Anfänger versuchen sich als erstes an diesem Basistrick. Infos und Erklärungen zum Erlernen des Ollies findet man überall im Internet.


Berühmte Skaterpersönlichkeiten


Natürlich gibt es, wie in fast allen anderen Sportarten, auch professionelle Skateboarder, die an verschiedenen Skate-Events teilnehmen.


Der sicherlich bekannteste unter ihnen ist Tony Hawk. Er schaffte im Jahr 1999 als erster den Indie 900, eine Drehung um 900° in der Halfpipe. Dieser Trick gilt als der schwerste der Welt. 1982, mit gerade erst vierzehn Jahren, wurde er Profi und mit sechzehn Jahren galt er bereits als bester Skater der Welt. Tony Hawk gewann elf Mal hintereinander den Weltmeistertitel und entwickelte über 80 neue Skateboardtricks. Er wird mittlerweile wie ein Popstar verehrt und ist als spielbarer Charakter in diversen Computerspielen vertreten.


Doch auch die Frauen können sich sehen lassen: Ein Paradebeispiel ist Elissa Steamer. Sie begann 1989 mit dem Skateboarden und wurde im Jahr 1998 professionelle Skaterin. Bereits im selben Jahr gewann sie die Womens Street Section des Slam City Jam. Elissa Steamer war besonders daran beteiligt, dass Frauen ebenfalls anfingen, sich für das Skateboarden zu interessieren.


Wie, ihr habt noch kein Skateboard? Dann aber los und schnell eins anschaffen! Aber, besonders wichtig: die Schutzkleidung (Knieschützer, Helm, usw.) nicht vergessen!


Und für diejenigen, die lieber im Haus bleiben, gibt es die Fingerskateboards. Sie sind ungefähr so lang wie euer Mittelfinger und funktionieren wie ein richtiges Skateboard. Der einzige Unterschied: Sie sind mit den Fingern zu steuern.

Wichtige Infos, Tipps und Tricks rund ums Skateboarden findet ihr außerdem auf www.skateboardschule.de

Text: Linga Schütz 23.07.09 Bilder: Skateboard Holek cc-by-sa 3.0; Graffiti  keysmatic cc-by-sa 3.0;Handstand Archeo3 cc-by-sa 3.0;Kickflip waechor cc-by-sa 2.0; Halfpipe Archeo3 cc-by-sa 3.0;Ollie Olivier Bareau cc-by-sa 2.0;Fingerboard  Matej Batha cc-by-sa 3.0

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