Krieg und Frieden in Sachsen
Diese Taufe stellte einen wichtigen Schritt zur Christianisierung, also zur Verbreitung des christlichen Glaubens, dar. Dabei war Widukind (sinngemäß="Waldkind") ein richtiger Rebell. Denn viele Sachsen hatten sich schon im Jahr 777 Karl dem Großen (747 - 814) unterworfen. Nicht so Widukind (730 - ca.792). Er floh nach Dänemark und verwickelte nach seiner Rückkehr Karl den Großen in viele schwere Kämpfe.
Eine beratende Versammlung von Freien: Ein ThingDie Sachsen siedelten ab dem 2./3. Jhdt. im Nordwesten des heutigen Deutschlands und im östlichen Teil der heutigen Niederlande. Sie haben nur indirekt mit dem heutigen Bundesland Sachsen zu tun. Sie hatten keinen König, Stammesangelegenheiten wurden in der Versammlung der freien Männer, dem so genannten Thing, geregelt (dt. "Ding" und eng. "Thing" für "Sache" leiten sich davon ab, ebenso wie "jemanden dingfest machen"= jmd. festnehmen; vor Gericht bringen). Ab dem 7. Jahrhundert wählten die Sachsen zur Führung in Kriegszeiten Herzöge.
Die so genannten Sachsenkriege Karls des Großen dauerten mehr als 30 Jahre, von 772 bis 804. Die Besiegten mussten ihren so genannten heidnischen Göttern abschwören und sich zum Christentum bekennen. Außerdem mussten sie die Herrschaft der Franken anerkennen. In den Reichsannalen wird der Kampf gegen die Sachsen als "der langwierigste, grausamste und anstrengendste Krieg des fränkischen Volkes" bezeichnet.
Karl der Große, Bronzestatuette aus dem 9.Jhd
772 fiel Karl der Große in Sachsen ein und eroberte zunächst die Eresburg. Dabei zerstörte er angeblich auch Irminsul, ein Heiligtum des Gottes Irmin. Wahrscheinlich war es eine Holzsäule oder eine große Eiche, die die Verbindung von Himmel und Erde symbolisierte. Für den Christen Karl war die Säule ein Symbol des Unglaubens, galten ihm die Sachsen doch allesamt als Heiden. Während der nächsten 5 Jahre wurde die Burg zum Schauplatz erbitterter Schlachten. Zunächst eroberten die Sachsen die Burg zurück, nur um sie in blutigen Kämpfen wieder an Karl zu verlieren.
777 Als Zeichen seiner Herrschaft ließ Karl der Große in der Zwischenzeit in Paderborn die Karlsburg erbauen. Viele Sachsen kamen zu ihm, ließen sich taufen und unterwarfen sich freiwillig seiner Herrschaft. Er berief in Paderborn eine Reichsversammlung ein, aber Widukind kam nicht sondern ging für ein Jahr zu König Sigifrid nach Dänemark.
Kleine, mobile Einheiten trafen Karl schwer
779 beginnt Widukind einen so genannten Guerillakrieg in den Wäldern Sachsens. Das heißt, dass es keine großen Schlachten und Frontlinien gab, sondern kleine Einheiten Widukinds griffen aus dem Hinterhalt immer wieder andere kleine Truppen Karls des Großen an.
Die Kämpfe dauern Jahr für Jahr, schließlich gelang den Sachsen sogar ein schwerer Schlag gegen die fränkischen Truppen in der Nähe des Süntel-Gebirges. Die Kämpfer töteten zwei der höchsten Beamten Karls, der daraufhin in Verden an der Aller ein so genanntes Blutgericht abhielt. Dabei kamen rund 4500 Sachsen ums Leben, Widukind konnte fliehen. Augenzeugenberichten zufolge war der Fluss rot vor Blut. Das bescherte Karl dem Großen den Beinamen "Sachsenschlächter".
In den folgenden Jahren sind in verschiedenen Schlachten mal die Sachsen, mal die Franken Verlierer, aber Widukind setzt seinen Widerstand gegen Karl fort. Er wird dabei von den Friesen unterstützt und kämpft sogar im Winter gegen die Fremdlinge.
784 kam es zu einer Schlacht bei Dreingau, die die Franken für sich entscheiden konnten. Jetzt verfolgte Karl der Große Widukind erbarmungslos und konnte ihn schließlich im Bardengau stellen.
785 Widukind beugte sich der Übermacht Karls des Großen. Nach Verhandlungen ließ er sich zu Weihnachten des Jahres 785 in der Pfalz von Attigny mit Karl als Paten taufen. Die blutigsten Schlachten der Sachsenkriege waren vorüber, auch wenn es bis etwa zum Jahr 800 immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Franken und Sachsen kam.
Das weitere Schicksal Widukinds ist unklar, vermutlich fiel er im Kampf gegen die Schwaben um das Jahr 800. Angeblich ruhen seine sterblichen Überreste in der Pfarrkirche zu Enger.
Übrigens:
Karl der Große wurde am 25. Dezember von Papst Leo III zum Kaiser gekrönt. Sein voller Titel lautete: Karolus serenissimus augustus a Deo coronatus magnus pacificus imperator Romanum imperium gubernans qui et per misericordiam dei rex Francorum atque Langobardorum (etwa: "Karl allergnädigster Erhabener, von Gott gekrönt, großer Frieden stiftender Herrscher, das römische Reich regierend, von Gottes Gnaden König der Franken und Langobarden").
Hier erfahrt ihr mehr:
Hier seht ihr Karl den Großen, von Albrecht Dürer gemalt
Was ist Was Erlebniswelt: Karl der Große
Widukind findet sich als "Wittekind" auch im Niedersachsenlied und im Westfalenlied
Text: -jj- 13.1.05 / Fotos/Illus: Was ist Was Bd. 67: Die Völkerwanderung/ Bd 62: Die Germanen
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