Papst Johannes Paul II. ist gestorben

Tiefe Trauer löste der Tod des Papstes bei Millionen von Menschen aus. Aber auch Dankbarkeit bei den Gläubigen. Papst Johanns Paul II. prägte nicht nur die Welt der Gläubigen, er schrieb auch Geschichte. Wie der Vatikan beim Ableben des Papstes vorgehen muss, ist streng geregelt. Hier einige Erklärungen:

Nachdem am Freitag bekannt wurde, dass der Papst kaum noch zu retten war, kamen zehntausende Menschen auf den Petersplatz in Rom und beteten gemeinsam für den Papst. Sie wollten ihm in seinen letzten Stunden nahe sein. Auf der ganzen Welt trafen sich Gläubige in den Kirchen um für Johannes Paul Fürbitten zu leisten.

Der Papst hatte schon 1996 schriftlich genau festgelegt, was vor und nach seinem Tod passieren sollte. Außerdem gibt es viele alte Rituale, nach denen im Vatikan gehandelt werden muss, wenn ein Papst stirbt.

Die letzten Stunden

Enge Vertraute des Papstes begleiteten ihn in seinen letzten Stunden. Nachdem am Krankenbett eine Messe abgehalten worden war und der Papst die letzte Ölung erhalten hatte, stellte der Kämmerer eineinhalb Stunden später, um 21.37 Uhr, den Tod des Papstes fest.

Rituale

Nach einem alten Ritual klopfte er mit einem Hämmerchen dreimal auf die Stirn des Papstes und sprach ihn dabei dreimal mit seinem lateinischen Namen an. Nachdem der Papst keine Reaktionen zeigte, wurden die Ärzte hinzugezogen, die ihn für tot erklärten. Dann kam der Notar hinzu, der den Papst offiziell für tot erklärte.

In diesem Moment wurde Papst Johannes Paul II auch der Fischerring vom Finger gezogen. Dieser Ring ist ein Symbol dafür, dass der Papst als Nachfolger des Apostels Petrus gilt. Dieser Fischerring wird an den nächsten gewählten Papst übergeben.

Schließlich wird der Siegelring zerbrochen. Dieser Ring wird zerstört, damit niemand nach dem Tod des Papstes heimlich Urkunden unterzeichnen kann, die vom Papst überhaupt nicht genehmigt waren.

Erst wenn dies alles geschehen ist, läuten die Glocken eine halbe Stunde lang, als Zeichen dafür, dass der Papst verstorben ist. Außerdem tritt ein Vertreter des Papstes auf den Petersplatz und verkündet offiziell den Tod des Heiligen Vaters.

So mussten die Menschen auf dem Petersplatz lange warten, bis sie Gewissheit bekamen und erfuhren, dass nun das Pontifikat Johannes Pauls zu Ende ging. Unter einem Pontifikat versteht man die Amtsdauer oder auch -Amtswürde eines Papstes oder eines Bischofs. Seit dem 5. Jahrhundert wird der Papst auch als "Pontifex maximus", als oberster Priester der katholischen Kirche bezeichnet.

Die ganze Welt trauert

Wie in seiner fast 27jährigen Amtszeit, waren auch auf seinem Leidensweg die Medien überall präsent. Auf der ganzen Welt wurden die letzten Minuten des Papstes im Fernsehen verfolgt.

Wie kein anderes katholisches Kirchenoberhaupt nutzte Papst Johannes Paul II. die Medien, um seine religiösen, sozialen und politischen Ansichten in die Welt zu tragen. Seine wichtigsten Anliegen waren die Frage und das Recht der Menschenwürde auf der ganzen Welt und das Verkünden des Evangeliums. Dabei vertrat er zum Teil auch sehr konservative Ansichten, die auch Kritik aus den eigenen Reihen hervorrief.

Als Johannes Paul 1978 zum Papst ernannt wurde, gab es 749 Millionen Katholiken auf der Welt. Im Jahre 2003 waren es 1086 Millionen. Besonders in Südamerika, Asien, Ozeanien und Afrika gewann der Papst viele Menschen für seinen Glauben und überall trauern die Menschen nun um ihn.

Der Papst wurde von Geistlichen und Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt als eine historische Persönlichkeit gewürdigt, die maßgeblich zum Fall des Eisernen Vorhangs und zur Entspannung zwischen Ost und West beigtragen hat. Er habe die Demokratisierung der Ostblockländer voran getrieben.

Der Name des Papstes

Vor seiner Wahl zum Papst hieß Johannes Paul II. noch Karol Jozef Wojtyla. Wird ein Kardinal zum Papst gewählt, darf er sich einen lateinischen Namen aussuchen. Mit dem höchsten katholischen Amt, dem des Kirchenvaters, streift der Gewählte auch ein wenig sein weltliches Leben ab. Es beginnt ein völlig neues Leben, in "direkter Nähe zu Gott", deshalb bekommt er auch einen neuen Namen.

Viele Päpste nehmen die Namen bedeutender Vorgänger an oder nennen sich wie Heilige (z. B. Paul VI nach Sankt Paulus). Andere gehen nach der Bedeutung der Namen (Pius = fromm; Innozenz = unschuldig). Einige Päpste wählen ihren Namen aus persönlichen Gründen (Johannes XXIII. zu Ehren seines Vaters). Johannes Paul II. hat seinen Namen zu Ehren seines Vorgängers genommen, Johannes Paul I. und der wählte in Erinnerung an seine beiden Vorgänger als erster Papst einen Doppelnamen. War ein Name schon mal da, bekommt der nächste Papst mit dem selben Namen die nächste höhere römische Ziffer hinten angestellt.

Letzter Abschied

Um den Körper des Papstes zu konservieren, wurde der Papst einbalsamiert. Dazu wurde in die Arterien des Toten eine Flüssigkeit mit dem Konservierungsmittel Formaldehyd eingespritzt. Dann wurde der Leichnam in seinen Amtsgewändern mit Mitra (Bischofsmütze) und Bischofsstab (als oberster hirte trägt der Papst zum Zeichen einen reich verzierten Hirtenstab) im Apostolischen Palast aufgebahrt.

Am Sonntagmorgen wurde auf dem Petersplatz eine Seelenmesse abgehalten, dann nahmen hohe katholische Würdenträger und Politiker von ihm Abschied.

Am Montag soll der Papst in den Petersdom überführt werden, wo dann Tausende von Gläubige von ihm Abschied nehmen werden.

Nach vier bis sechs Tagen muss die Beerdigung stattfinden. Alle Vorgänger des Papstes fanden im Petersdom ihre letzte Ruhe. Gerüchten zufolge soll der Papst in einem Testamt, das erst fünf Tage nach seinem Tod geöffnet werden darf, verfügt haben, er wolle in Polen beerdigt werden.

Doch die größte Papst-Beerdigung, die es je gab mit über 4 Millionen Pilgern und 200 Staatsgäste findet schließlich doch in Rom statt. Millarden von Menschen verfolgen die Trauerfeierlichkeiten an den Fernsehapparaten. Nach der Totenmesse mit Gebeten und Fürbitten findet der Sarg in der Krypta, in den Grotten des Petersdoms seine letzte Ruhe.

Die Nachfolge

In frühestens 16 Tagen treten die wahlberechtigten Kardinäle der römisch-katholischen Kirche zu einem Konklave zusammen und bestimmen einen neuen Papst, der auch Bischof von Rom ist.

Konklave bezeichnet den Raum, in dem die Bischöfe zusammenkommen, aber auch die Zusammenkunft selbst. Das lateinische Wort conclave setzt sich aus "com", deutsch "mit" oder "zusammen" und "clavis" - "Schlüssel" zusammen und bedeutet "abschließbarer Raum". Dieser Begriff geht noch auf das Mittelalter zurück. Damals sperrten sich die Kardinäle zur Wahl ein, damit zum Beispiel kein weltlicher Fürst im letzten Moment Einfluss auf die Wahl nehmen konnte.

Die Bischöfe bleiben so lange zusammen, bis sie sich auf einen Nachfolger geeinigt haben. Das Konklave wird in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan stattfinden. Johannes Paul hat während seiner Amtszeit auch diesen Vorgang zum Teil neu geregelt. Aber auch er durfte nicht, wie alle seine Vorgänger, seinen Nachfolger schon selbst bestimmen.

Ist ein neuer Papst gefunden, so ist das für die Bevölkerung daran zu erkennen, dass weißer Rauch aus den Schornsteinen des Vatikans aufsteigt.

-ab-08.04.05 Text / Foto: Buchcover: "Johannes Paul II", von Andreas Englisch, Ullstein Verlag.

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