Architekt des Größenwahns
Albert Speer trat als Architekt in die Fußstapfen seines Großvaters und Vaters. Albert hätte lieber Mathematik studiert, doch er musste sich dem Willen seiner Eltern beugen. Früh faszinierten ihn die Reden und Ideen Hitlers.
Albert Speer wurde am 19. März 1905 in Mannheim geboren. Er studierte Architektur in Karlsruhe, München und Berlin. Während seiner Studienzeit hörte er in Berlin Hitlers Reden und begeisterte sich für dessen Ideen. 1931 trat er in die Partei ein und führte schon ein Jahr später Umbauarbeiten an Parteigebäuden der NSDAP aus.Die geplante "Halle des Volkes" als Modell. Im Vergleich dazu vorne rechts das Brandenburger Tor und links der Reichstag. Foto: Malud/Wkipedia.de
Bald lernte er Adolf Hitler kennen, wurde schnell ein enger Vertrauter und schließlich dessen Chef-Architekt. Hitler war sehr Architektur begeistert, denn gigantische Gebäude und Anlagen konnten seine Ideen von vermeintlicher Größe und Überlegenheit gut ausdrücken. Je imposanter die Bauten waren, desto kleiner kam sich der Einzelne vor - als Parteimitglied hatte man dennoch das Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen und Teil von etwas Großem zu sein.
Nächtliche Kundgebung der Politischen Leiter der NSDAP auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg mit "Lichtdom" am 10. September 1937. Speer arbeitete an diesen Veranstaltungen mit. Solche Inszenierungen waren psychologisch sehr geschickt aufgebaut - man konnte sich nur schwer der Faszination eines solchen Spektakels entziehen. Foto: Dokuzentrum Nürnberg
Die "Welthauptstadt Germania"
Albert Speer erhielt den Auftrag, Berlin völlig umzugestalten. Große Bauten sollten die angebliche Überlegenheit Deutschlands darstellen. So baute Speer die "Neue Reichskanzlei", unter der sich der Führerbunker befand. Es war ein riesiges Gebäude mit einer Seitenlänge von 400 Metern. Berlin sollte die "Welthauptstadt Germania" werden. Die Nazis versetzten sogar die Berliner Siegessäule von ihrem ursprünglichen Platz vor dem Reichstag an ihren heutigen Standort.
Auch ein gigantischer Kuppelbau war geplant, die so genannte "Halle des Volkes". Die Pläne erinnern an den Petersdom, doch die Kuppel sollte 320 Meter hoch werden und einen Durchmesser von 250 Metern haben - mehr als doppelt so hoch wie der Kölner Dom. Fast 200000 Menschen hätten hineingepasst!
SA- und SS-Aufmarsch in der Luitpoldarena auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. In der Mitte grüßen Hitler, SS-Führer Himmler und SA-Führer Lutze die so genannte Blutfahne. Sie war angeblich mit dem Blut eines 1923 getöteten SA-Mannes bespritzt und hatte für Hitler und seine Anhänger Kultcharakter. Foto: wikipedia.de
Zwangsarbeit und Kriegsverbrechen
Auch in anderen Städten plante Speer die Errichtung von Gebäuden im nationalsozialistischen Stil. Er war verantwortlich für die Planungen der Reichsparteitage und die Gestaltung des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg. Auf der Weltausstellung in Paris 1937 wurde Speer dafür mit dem "Grand Prix", dem "Großen Preis" ausgezeichnet.
Das größte Sportstadion der Welt, das "Deutsche Stadion" sollte in Nürnberg entstehen, mit einem Fassungsvermögen von 400000 Menschen. Allerdings wurde nur die Baugrube ausgehoben, die heute mit Wasser vollgelaufen und in Nürnberg als "Silbersee" bekannt ist.
Zwangsarbeit, die viele das Leben kostete. Hier im Steinbruch des Konzentrationslagers Flossenbürg. Foto: Dokuzentrum Nürnberg
All diese riesigen, über Deutschland verstreuten Bauvorhaben erforderten den Einsatz vieler Arbeitskräfte und große Mengen an Baumaterial. Zwangsarbeiter aus den Konzentrationslagern mussten in Steinbrüchen unter katastrophalen Bedingungen schuften oder wurden auf den Baustellen eingesetzt. Speer konnte das alles problemlos organisieren, denn ab 1942 war er Reichsminister für Bewaffnung und Munition sowie Generalinspekteur für Straßenwesen, Festungsbau, Wasser und Energie. 1943 berief ihn Hitler auch zum Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion.
Wegen des Einsatzes von Zwangsarbeitern und seiner Beteiligung am Bau und Betrieb von Konzentrationslagern wurde Speer nach Ende des Krieges 1946 in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen zu 20 Jahren Haft verurteilt. Ihm wurden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. 1966 wurde er aus dem Berliner Kriegsverbrechergefängnis Spandau entlassen und starb 1981.
Viele der geplanten Gebäude wurden unter den schwierigen Bedingungen des Krieges nicht gebaut oder vollendet. Schon errichtete wurden durch den Krieg oder danach wieder zerstört. Trümmer der Neuen Reichskanzlei wurden zum Bau des Sowjetischen Ehrenmals am Treptower Park in Berlin verwendet. Iin der Berliner U-Bahn-Station Mohrenstraße ist heute noch der dunkelrote Marmor der Reichskanzlei als Wandvertäfelung zu sehen.
Heute führt der Sohn Albert Speers, der auch Albert heißt, die Tradition der Familie in der 4. Generation fort. Er ist Architekt und hat unter anderem in Frankfurt und Shanghai Gebäude errichtet. Auch an der Planung der Expo 2000 in Hannover war er beteiligt.
Die Angeklagten in den Nürnberger Prozessen
Dank an das Dokumentationszentrum Nürnberg und das Deutsche Historische Museum in Berlin.
Text: -jj- 18.3. 2005
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