Der Roswell-Zwischenfall

Vor 60 Jahren, am 14. Juni 1947, fand ein Farmer verschiedene Trümmerteile auf seinem Gelände. Nach der Bergung entstanden Gerüchte, die US-Regierung würde einen UFO-Absturz verschleiern und Aliens auf einem nahen Luftwaffenstützpunkt verbergen. Was verbirgt sich hinter dem Roswell-Zwischenfall?

Roswell ist eine heute mittelgroße Stadt im Südosten des US-Bundesstaates New Mexico (Flagge von Roswell, siehe rechts). Schon in den 1930er Jahren wurde hier vom Raumfahrtpionier Robert Goddard Forschung mit Raketen durchgeführt. Am 14. Juni 1947 fand der Farmer Mac Brazel auf von ihm verwalteten Grund verschiedene Trümmerteile. Mit dieser Information wandte er sich an die lokale Wetterstation, weil er vermutete, Teile eines Wetterballons gefunden zu haben.

Dort vermisste man jedoch keinen. Brazel meldete den Vorfall beim nächsten Sheriff. Gemeinsam mit mehreren Militärangehörigen fuhren sie zur Absturzstelle, die daraufhin abgesperrt wurde. Weitere Trümmer wurden auf den Militärflugplatz Roswell und weiter zum Wright Field in Dayton, Ohio, gebracht.

Die offizielle Version

Laut der offiziellen Version wurden in Roswell die Überreste einer geheimen Überwachungsmission gefunden. Das könnte erklären, warum lokale Behörden von nichts wussten und das Militär eingeschaltet werden musste. Damals, 1947, begannen die ersten Spannungen zwischen den beiden Großmächten USA und Sowjetunion. Und man versuchte, den Gegner im Geheimen auszuspionieren.


Zeitung vom 8.Juli 1947 mit der Schlagzeile "Luftwaffe greift sich Fliegende Untertasse auf Ranch in der Nähe von Roswell"

Dazu diente das 1947 gestartete Projekt MOGUL. Über einen Quadratmeter große Radarreflektoren ließ man dazu an Ballons in die Atmosphäre steigen. Damit konnte man Raketen in der hohen Atmosphäre nachweisen. Außerdem hätte man so die erste Zündung einer russischen Atombombe feststellen können.

Das Programm MOGUL hatte die höchste Geheimhaltungsstufe, die es gab: Top Secret A-1. Nur das Manhattan-Projekt, also der Bau der amerikanischen Atombombe, hatte die gleiche Geheimhaltungsstufe. Das laut Berichten an der Absturzstelle gefundene Material passt sehr gut zu einem solchen Ballon des Projekts MOGUL: Gummi- und Ballonreste, balsaholzartige Stecken, markierte Klebebänder und viel silbernes folienartiges Material.

Wieso vermutete man damals Außerirdische?

Gerade im kurz zuvor beendeten zweiten Weltkrieg hatten Flugzeugbesatzungen aller Seiten immer wieder von unidentifizierten Flugobjekten berichtet. Besondere Berühmtheit erlangten dabei die als Foo Fighters bezeichneten Leuchtobjekte (siehe rechts).

In den US-Bundesstaaten New Mexico und Nevada hatte man kurz vor dem Auffinden der Trümmer ebenfalls verschiedene Leuchterscheinungen beobachtet. Von diesen Ereignissen rührt auch unsere noch heute gebräuchliche Bezeichnung fliegende Untertasse her. Ein flinker Reporter hat diesen Ausdruck damals geprägt.

Insofern hätte der Besuch von Außerirdischen zwar überrascht, aber er wäre nicht unvorhergesehen gekommen. Da fügten sich bislang unbekannte, geheimnisvoll silbrig glänzende Trümmerteile gut ins Bild.

Ins Licht der weltweiten Öffentlichkeit gelangte der Roswell-Zwischenfall auch erst 1980, als der Autor Charles Berlitz ein Buch darüber schrieb. Vorher hatten die meisten der Beteiligten dem Geschehen wenig Bedeutung beigemessen. Erst danach meldeten sich weitere dubiose Zeugen, die mit den Vorfällen zu tun gehabt haben wollen.

Aber gab es nicht sogar einen Film von der Untersuchung eines Aliens?

Ja, den gab es tatsächlich. Im Jahr 1995 löste der so genannte Santilli-Film großes Aufsehen aus. Auf den Aufnahmen waren Menschen in Schutzanzügen zu sehen sowie ein grotesk geformter Körper einem Menschen nur mehr ähnelnd. Die vermutlichen Ärzte untersuchten das tote Wesen.

Der Film löste eine Diskussion über seine Echtheit aus. Immer mehr Indizien wurden gegen den Film vorgebracht, bis Ray Santilli, dem der Film gehörte, zugab, den Film 1995 gedreht zu haben allerdings basierend auf stark beschädigtem Originalmaterial von 1947. Dazu nahm er die Hilfe eines Filmeffektkünstlers in Anspruch. Insgesamt sehr zweifelhaft, zumal er das Originalmaterial nicht zur Verfügung stellen will. Der Film Alien Autopsy von 2006 hat diese Geschichte zum Hintergrund.


Selten beobachtete Himmelsphänomene gelten als Auslöser für UFO-Meldungen. So wie rechts diese Lenticularis-Wolke. Auch Satelliten und Sonnenreflexe werden für Flugobjekte gehalten. Aber es bleibt ein kleiner Rest an - noch - unidentifizierten Flugobjekten.


 

 

Gibt es nun UFOs oder nicht?

UFOs gibt es, bedeutet die Abkürzung doch nichts anderes als unidentifiziertes Flugobjekt. Ob aber außerirdische Raumschiffe samt dazugehörigen Besatzungen die Erde besuchen oder besucht haben, steht buchstäblich in den Sternen. Einige Aufnahmen, insbesondere Videos aus dem Space Shuttle, zeigen seltsame Objekte in der Atmosphäre, die stark beschleunigen und abrupt die Richtung wechseln: klassisches Verhalten von UFOs.

Gemessen an den historischen Tatsachen muss man aber davon ausgehen, dass es sich zumindest in Roswell sehr wahrscheinlich um ein höchst irdisches Flugobjekt gehandelt hat aber wer weiss ...

Denn es gilt, was der Genetiker John B.S. Haldane einmal sagte: Die Welt ist nicht nur seltsamer als wir uns vorstellen, sondern sogar seltsamer, als wir uns vorstellen können.

Nur damit keiner glaubt, UFOs gäbe es erst in unserer Zeit: Hier der Bericht über UFOs am Nürnberger Himmel im Jahr 1561!

 

Hier findet ihr eine noch ausführlichere Geschichte des Roswell-Zwischenfalls

Oft werden Lichtreflexe von Satelliten für UFOs gehalten. Hier kannst du ausrechnen, wann in deiner Gegend der nächste Iridium-Satellit aufblitzen wird.

Wenn dich UFOs und andere geheimnisvolle Phänomene interessieren, dann wirf doch auch mal einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 101: Ungeklärte Phänomene

Text: -jj- 12.6.2007 // Bilder: Lenticulariswolke: Stahlkocher/GFDL; Foo-Fighters: PD; Roswellflagge: PD

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt