Das Commonwealth of Nations

Am 19. Oktober 1926 wurde das British Commonwealth of Nations gegründet. Heute heißt der Staatenbund, dem derzeit 54 Länder angehören, Commonwealth of Nations. Es ist ein freiwilliger Zusammenschluss von unabhängigen, souveränen Staaten, der hauptsächlich aus Großbritannien und seinen ehemaligen Kolonien besteht.

Was bedeutet Commonwealth?

Flagge des Commonwealth.

Wörtlich übersetzt heißt Commonwealth so viel wie Gemeinwesen oder öffentliches Wohl. Schon im 17. Jahrhundert war diese Bezeichnung der Name für die englische Republik, die England, Schottland und Irland umfasste.

Wie entstand das Britische Reich?

Um zu erklären, was das Commonwealth of Nations ist, muss man etwas weiter ausholen und sich zunächst den Vorgänger dieses Staatenbundes, nämlich das Britische Weltreich (British Empire), ansehen.

Innerhalb von etwa 300 Jahren, von 1600 bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, eroberten die Briten Kolonien in allen Teilen der Erde. Sie führten zahlreiche Kriege und sandten Handelsgesellschaften, wie die Ostindische Kompanie, aus, um in Übersee Stützpunkte anzulegen und kostbare Waren nach England zu bringen.

Großbritannien stand dabei immer in Konkurrenz zu anderen Kolonialmächten wie Frankreich. So kam es vor, dass manche Kolonien den Besitzer wechselten. Kanada beispielsweise gehörte zunächst zu Frankreich und später zu England.


Das British Empire im Jahr 1921.



Das Britische Imperium wurde zur größten Kolonialmacht der Welt und beherrschte im Jahr 1921 eine Fläche von über 37 Millionen Quadratkilometern. Das ist ein Viertel der Landfläche der Erde. Das ist auch der Grund, warum Englisch zu einer Weltsprache wurde.

Warum gründete England Kolonien?

Kolonien dienten verschiedenen Zwecken: Die nordamerikanischen Kolonien, aus denen die heutige USA hervorgingen, wurden als Siedlungskolonien gegründet. Nach dorthin wanderten Engländer aus, die in ihrem Heimatland aus verschiedenen Gründen nicht bleiben konnten (religiöse Verfolgung, Hungersnot etc.). Die Kolonisatoren verdrängten die ursprünglich dort heimische Bevölkerung.

Wirtschaftskolonien, zu denen Indien und viele Länder in Afrika gehörten, dienten als Rohstofflieferanten für Großbritannien. Umgekehrt konnten dort teure Produkte aus dem Mutterland verkauft werden. Auch Sklaven, die aus afrikanischen Ländern in andere Teile des Reiches gebracht wurden, galten als Wirtschaftsgüter.



Militärkolonien waren strategisch bedeutungsvolle Orte wie z. B. Malta oder Gibraltar. Sie dienten als Stützpunkte für die Seestreitkräfte.

Australien und einige kleinere Inseln schließlich wurden ursprünglich als Strafkolonien genutzt. Die Briten verfrachteten ihre Sträflinge hierher, wo sie ganz sicher nicht entkommen konnten.

Wie wurde aus dem Britischen Weltreich das Commonwealth of Nations?

Flaggen der heutigen Commonwealth-Staaten.

Einige Kolonien wie Kanada, Australien und Neuseeland hatten schon seit 1847 eine eigene Verwaltung und wurden ab 1918 dem Mutterland gleichgestellt und selbstständig, blieben aber weiterhin Mitglieder des British Empire. Die nordamerikanischen Kolonien waren bereits zwischen 1776 und 1783 unabhängig geworden und gehören auch heute nicht zum Commonwealth of Nations.

Immer mehr Wirtschaftskolonien strebten nun auch in die Unabhängigkeit. Große Teile der Bevölkerung dieser Länder hatten unter der wirtschaftlichen Ausbeutung durch das Mutterland und unter Rassendiskriminierung zu leiden. Sie erhofften sich von der Unabhängigkeit ihrer Länder eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Man nennt diesen Prozess Entkolonialisierung.

Um dem völligen Zerfall des Britischen Reiches entgegenzuwirken und den Autonomiebestrebungen der einzelnen Ländern gerecht zu werden, wurde am 19. Oktober 1926 das Commonwealth of Nations gegründet.

Auf der Imperial Conference in London legte man damit fest, dass die Kolonien sich selbst verwalten sollten und als selbstständige Gebiete Großbritannien gegenüber gleichberechtigt wären.

Das Commonwealth ist also ein relativ lockerer Staatenbund der keine Verfassung besitzt. Ursprünglich mussten die Mitgliedsländer die englische Königin als Staatsoberhaupt anerkennen. Heute können auch Republiken wie  Indien ins Commonwealth eintreten sofern sie erklären, dass sie der englischen Krone gegenüber treu sind.

Wie sieht das Commonwealth of Nations heute aus?

Länder, die heute zum Commonwealth gehören.

 

Von acht Mitgliedern im Jahr 1955 wuchs das Commonwealth bis heute auf einen Bund von 54 Staaten an, die etwa 30% der Weltbevölkerung umfassen. Die meisten von ihnen sind ehemalige Kolonien. Mit dem afrikanischen Land Mosambik trat 1995 erstmals ein Land bei, das vorher nie zum Britischen Reich gehört hatte.

Riesige Länder wie Indien, Kanada oder Australien gehören ebenso dazu wie kleine Inselstaaten, deren Namen nur wenige kennen beispielsweise Tuvalu und Nauru, Inselstaaten östlich von Papua-Neuguinea.

Die Zentrale des Staatenbundes ist das Commonwealth Office in London, in dem ein Vertreter jedes Mitgliedslandes seinen ständigen Sitz hat. Zweimal im Jahr treffen sich dort auch die Regierungschefs aller Commonwealth-Staaten um politische und wirtschaftliche Fragen zu diskutieren.

Die englischsprachige Internetseite des Commonwealth Office findet ihr hier. 

Text: lm 16.10.06, Fotos: wikipedia GFDL: Karten  www.thecommonwealth.org/: Symbol und Flaggen.

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